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  • BryndenRivers

208 Beiträge seit 09.10.2016

Ist Europa als Vasall Washingtons zum Untergang verurteilt?

Ist Europa als Vasall Washingtons zum Untergang verurteilt?

Dr. Paul Craig Roberts

»Ein Ring, sie zu knechten, … ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.«

J.R.R. Tolkien, Der Herr der Ringe

Als Folge des Zweiten Weltkriegs wurde Europa erobert – nicht von Berlin, sondern von Washington.

Die Eroberung war beschlossene Sache, aber sie erfolgte nicht mit einem Schlag, sondern Schritt für Schritt. Die Eroberung Europas durch die USA war das Resultat des Marshallplans und der in Europa herrschenden Angst vor Stalins Roter Armee. Beides führte dazu, dass sich Europa in die schützenden Arme Washingtons flüchtete und die europäischen Streitkräfte innerhalb der NATO Washington unterordnete. Zugleich wurde das Britische Pfund als Weltreservewährung durch den Dollar abgelöst, und es setzte ein langanhaltender Prozess des Verzichts auf Souveränitätsrechte der einzelnen europäischen Länder zugunsten der Europäischen Union (EU) ein. Ihr Vorläufer, die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), geht auf eine Initiative der CIA zurück, die auf diese Weise die Kontrolle über ganz Europa sicherstellen wollte, indem man nur noch die eine, niemandem verantwortliche Regierung in Brüssel kontrolliert.


Mit einigen wenigen Ausnahmen – dies betrifft vor allem England – bedeutete die Mitgliedschaft in der EU auch die Aufgabe der finanziellen Unabhängigkeit und Souveränität. Da nur die Europäische Zentralbank (EZB), eine Einrichtung der EU, den Euro ausgeben kann, haben die Länder, die so dumm waren, den Euro als Gemeinschaftswährung zu akzeptieren, sich ihrer souveränen Macht beraubt, Geld in ihrer eigenen Währung zu schöpfen, um etwa Haushaltsdefizite zu finanzieren.



Die 19 (von 28) EU-Mitgliedsländer, die sich im Laufe der Zeit der Euro-Zone anschlossen, sind nun vom privaten Bankensektor abhängig, um ihre Defizite zu finanzieren. Als Ergebnis dieser Entwicklung sind hochverschuldete Länder nicht länger in der Lage, ihre Schulden durch zusätzliche Geldschöpfung zu bezahlen, und sie können auch nicht damit rechnen, dass ihre Schulden zumindest teilweise auf ein Niveau abgeschrieben werden, welches sie bedienen können. Stattdessen wurden Griechenland, Portugal, Lettland und Irland von den privaten Banken ausgeplündert.



Die EU zwang die Pseudoregierungen dieser Länder dazu, ihre Schulden gegenüber den nordeuropäischen Privatbanken durch eine Senkung des Lebensstandards ihrer Bevölkerung und die Privatisierung staatlicher Betriebe zu Schleuderpreisen zu bezahlen. Es kam zu massiven Kürzungen bei Renten, im öffentlichen Dienst sowie im Bildungs- und Gesundheitswesen. Die so »eingesparten« Gelder flossen als Schuldendienste an die Banken. Sogar die Wasserversorgung wurde teilweise privatisiert, was die Wasserpreise in den betroffenen Kommunen ansteigen ließ – usw., usw.



Aber wenn die Mitgliedschaft in der EU einem Land keine Vorteile verschafft und nichts Gutes bringt, warum haben sich die Regierungen dieser Länder dann entgegen dem ausdrücklichen Willen ihrer jeweiligen Bevölkerungen der EU angeschlossen? Die einfache Antwort lautet: weil Washington es so wollte. Die europäischen Gründerväter der EWG sind ein Mythos. Washington benutzte von ihm kontrollierte Politiker dazu, die EWG ins Leben zu rufen.



Vor einigen Jahren lieferten freigegebene CIA-Dokumente den Beweis dafür, dass die Gründung der EWG auf eine Initiative der CIA zurückging. In den 1970er-Jahren bat mich mein Doktorvater, damals ein hochrangiger Regierungsvertreter in Washington mit einigem Einfluss in internationalen Sicherheitsangelegenheiten, für ihn einen heiklen Auftrag im Ausland zu übernehmen. Ich lehnte ab. Dennoch beantwortete er meine Frage, wie es Washington gelinge, anderen Ländern seinen Willen aufzuzwingen. »Mit Geld«, antwortete er. »Wir geben ihren führenden Vertretern säckeweise Geld. Damit gehören sie uns.«



Es gibt keinen Zweifel daran, dass die EU den Interessen Washingtons und nicht den Interessen Europas dient. So lehnen z.B. die französische Bevölkerung und ihre Regierung gentechnisch veränderte Organismen, die sogenannten GMOs, grundsätzlich ab, aber die EU beschloss dennoch eine »vorläufige Marktzulassung« für GMOs, wobei sie sich möglicherweise auf die »wissenschaftlichen Erkenntnisse« von Forschern stützte, die von Monsanto, einem der führenden Großkonzerne in diesem Bereich, bezahlt werden. Als der amerikanische Bundesstaat Vermont ein Gesetz zur Kennzeichnungspflicht für GMO-Nahrungsmittel verabschiedete, klagte Monsanto gegen den Bundesstaat. Und sobald die EU-Führungsgremien dem sogenannten Freihandelsabkommen TTIP mit den USA zugestimmt haben, das weitgehend von weltweit agierenden amerikanischen Konzernen verfasst wurde, wird Monsanto die europäische Landwirtschaft übernehmen.



Aber es steht für Europa noch sehr viel mehr auf dem Spiel als die Gesundheit der europäischen Bevölkerungen, die dann gezwungen wären, schädliche Lebensmittel zu verzehren. Washington benutzt die EU dazu, die Europäer in einen Konflikt mit Russland zu drängen, einer starken Nuklearmacht, die in der Lage wäre, innerhalb weniger Minuten ganz Europa und die USA zu zerstören. Und dies vollzieht sich vor unser aller Augen, weil führende Vertreter Europas, korrumpiert mit »Säcken voller Geld«, bereit waren, für einen kurzfristigen finanziellen Vorteil langfristig die Zerstörung Europas in Kauf zu nehmen.



Es ist nicht vorstellbar, dass alle europäischen Politiker so schwachsinnig sind, zu glauben, dass Russland in die Ukraine einmarschiert und jederzeit bereit sei, in Polen oder die baltischen Staaten einzumarschieren oder dass Putin der »neue Hitler« sei, der das sowjetische Imperium wiedererrichten wolle. Diese absurden Beschuldigungen sind nichts anderes als substanzlose und wahrheitswidrige Propaganda Washingtons. Die Propagandaabsichten Washingtons liegen auf der Hand, nicht einmal ein Idiot würde auf sie hereinfallen. Aber dennoch verbreitet die EU ebenso wie die NATO diese Propaganda. Warum?



Auch in diesem Fall lautet die Antwort: die Geldzuwendungen Washingtons. Die EU und die NATO sind bis ins Mark verdorben und korrupt. Sie sind gutbezahlte Huren Washingtons. Es gibt nur einen Weg, wie die Europäer einen atomaren Dritten Weltkrieg verhindern und weiterhin ihre Lebensweise bewahren und sich der verbleibenden Reste ihrer Kultur erfreuen können, die die Amerikaner nicht mit ihrer von Sex, Gewalt und Gier geprägten Lebensweise zerstört haben.



Dieser rettende Ausweg besteht darin, dass die europäischen Regierungen dem Beispiel Großbritanniens folgen und die von der CIA geschaffene EU und ebenso die NATO verlassen, deren Existenzgrundlage eigentlich mit dem Zusammenbruch der früheren Sowjetunion verschwunden war. Heute wird die NATO von Washington als Instrument benutzt, um die von ihm angestrebte Weltherrschaft zu verwirklichen.



Was bewegt die Europäer dazu, für das Streben Washingtons nach Weltherrschaft ihr Leben zu opfern? Denn letztlich bedeutete dies, dass Europäer auch für die Vorherrschaft Washingtons über Europa ihr Leben ließen. Warum sind die Europäer so begierig, Washington zu unterstützen, wenn doch hochrangige Vertreter Washingtons, wie etwa die für Eurasien verantwortliche Staatssekretärin im US-Außenministerium, erklären: »F… the EU.«



Die europäischen Bevölkerungen haben bereits jetzt massiv unter den Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland und dem Iran zu leiden, die ihre Regierungen auf Geheiß Washingtons beschlossen haben. Warum gehen die Europäer sehenden Auges der Zerstörung ihrer Länder und möglicherweise ihrem eigenen Tod in einem Krieg mit Russland entgegen? Werden die Europäer von einer Todessehnsucht angetrieben? Wurden die Europäer »amerikanisiert« und wissen die in ihrer Geschichte von ihnen so zahlreich geschaffenen künstlerischen und architektonischen Werke großer Schönheit sowie ihre Literatur und klassische Musik nicht mehr zu schätzen, für die ihre Länder berühmt sind und die zu ihrem unverzichtbaren und schützenswerten kulturellen Erbe gehören?



Die Antwort auf diese beklemmenden Fragen lautet, es ist völlig bedeutungslos, was die Europäer denken und wollen, da Washington ihnen eine Regierung vor die Nase gesetzt hat, die sich völlig von den Wünschen und Interessen der Europäer abgewendet hat. Für die Führungsgremien der EU zählen nur das Geld und andere Belohnungen Washingtons, denen sie sich allein verpflichtet fühlen. Einige wenige Personen, die in der Lage sind, weitreichende Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen, stehen auf der Gehaltsliste Washingtons. Und die Bevölkerungen Europas werden so zu Leibeigenen Washingtons.



Wenn die Europäer weiterhin in ihrer gegenwärtigen Rolle als leichtgläubige, sorglose und ignorante Verfügungsmasse beharren, sind sie zusammen mit der restlichen Menschheit zum Untergang verurteilt. Aber wenn die europäischen Völker wieder Vernunft annehmen und sich aus der verhängnisvollen Verstrickung befreien, die ihnen Washington aufgezwungen hat, und gegen die »Vollstrecker« des Willens Washingtons aufbegehren, die sie regieren, können die Europäer sowohl ihr eigenes Überleben als auch das Überleben der restlichen Welt retten.


Copyright © 2016 PaulCraigRoberts

Bildnachweis: USDoD

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Dr. Paul Craig Roberts

RSS-Feed zum Autor

Paul Craig Roberts kann auf eine bewegte berufliche Karriere in der Wissenschaft, als Journalist, Buchautor, im Staatsdienst und als Vorstandschef sowie Vermögensverwalter in der freien Wirtschaft verweisen. Gegenwärtig leitet er das Institute for Political Economy (IPE).



Als liberaler Wirtschaftswissenschaftler lehrte und forschte er an vielen bedeutenden Universitäten der USA. Seine Ergebnisse publizierte er in zahlreichen Büchern sowie wissenschaftlichen und öffentlichen Zeitschriften, Zeitungen wie der »Washington Post« oder als Mitherausgeber im »Wall Street Journal«. »Forbes Media Guide« kürte ihn schließlich zu einem der sieben führenden Journalisten der USA.

Dr. Roberts bekleidete zudem diverse öffentliche Ämter. So wurde er unter US-Präsident Ronald Reagan »Assistant Secretary« (analog zum deutschen Staatssekretär) im Finanzministerium sowie später Berater des US-Verteidigungs- und Handelsministeriums.

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