Mausklicker schrieb am 24.08.2017 13:37:
Mag sein, dass diese innere Spaltung schlicht das Naturell des Menschen ist. Ich hoffe nicht. Um diese zu überwinden, müsste ein Paradigmenwechsel stattfinden und über völlig neue Ansätze breit diskutiert werden. Leider sehe ich aber hier keine Motivation. Weder auf seitens des Volkes, noch bei den Eliten. Wir sind Opfer des Bildungssystems. Anarchische Ansätze werden nicht mal erwähnt.
Nein, die innere Spaltung des Menschen in gesellschaftlich erwünschte und unerwüschte Selbstanteile entspricht nicht dem Naturell des Menschen, ganz im Gegenteil. Die Spaltung beginnt bereits im frühesten Kleinkindalter, wenn das Baby von den Eltern, insbesondere von der Mutter das Gefühl vermittelt bekommt, nicht in allen seinen Wesenszügen angenommen zu werden. Dadurch entsteht Todesangst, denn ohne die Eltern bzw. die Mutter würde das Kind zugrundegehen. Es kann auch noch nicht wirklich zwischen sich – also allem, was in seiner eigenen Haut steckt – und der Umwelt unterscheiden und "begreift" sich sebst erstmal als alles, was es wahrnimmt.
Ein Säugling kann noch nicht in dem Sinne denken, wie das ein älteres Kind, ein Jugendlicher oder Erwachsener kann. Deshalb sucht es zwangsläufig die Ursache für die Ablehnung durch die übermächtigen Eltern bei sich selbst. Die unerwünschten Selbstanteile werden dadurch mit der Angst vor dem Verlassenwerden, die im Grunde eine Todesangst ist, besetzt. Diese Angst selbst darf jedoch nicht wahrgenommen werden und muß ebenfalls verdrängt werden. Sie kommt jedoch immer dann wieder "hoch", wenn die zuvor abgespaltenen Selbstanteile quasi "angeschwungen" werden, z.B. wenn sie in Resonanz mit denselben oder ähnlichen Selbstanteilen eines anderen geraten, der diese Selbstanteile nicht abgespalten hat. Der Betroffene haßt diese verbotenen Selbstanteile und projiziert diesen Haß auf den Auslöser, weil der "schuld" daran ist, daß er selbst wieder diese Angst spüren muß.
Das sind bei den allermeisten Menschen total unbewußte Vorgänge, die erst durch eine entsprechende Therapie ins Bewußtsein integriert werden können. Leider gibt es noch immer viel zu wenig Therapeuten (Trauma-Therapeuten und Psychoanalytiker), so daß in absehbarer Zeit nicht damit zu rechnen ist, daß breite Bevölkerungsteile ihre Abspaltungen aufheben können.
Gesellschaft, Politik und Wirtschaft "arbeiten" nur aufgrund dieser weitverbreiteten Abspaltungen so, wie sie es nunmal tun.