Wer den wahren Effekt von verschiedenen Alkoholmengen auf die Gesundheit wissen will, sollte nicht den Medienschlagzeilen lauschen. Und sogar oft nicht Wissenschaftlern, selbst solchen nicht, die über die Ergebnisse ihrer Studien berichten.
Sondern die Daten dieser Studien selbst anschauen.
Und dabei entdeckt man Erstaunliches:
Bis 45g reiner Alkohol pro Tag (1l Bier, 0,35l Wein) bei Männern (bis 25g bei Frauen) findet man gar keine erhöhte Sterblichkeit. https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2802963 Erst ab 45g-65g eine Erhöhung von 20% (bei Frauen 25-45g). Zum Vergleich, um diese Prozentzahl in den Kontext setzen zu können: 20 Zigaretten pro Tag erhöhen das Lungenkrebsrisiko um 2000%.
Das mag für einen Handwerker in Bayern eine erschreckende Nachricht sein, für viele, die jetzt durch den medialen Kreuzzug der Inquisition gegen Alkohol verunsichert sind, aber eine völlig perplexe Nachricht. Liegen sie doch meist unter 45g am Tag. Zwar kann man Alkoholmengen nicth beliebig kumulieren (regelmäßig wenig ist weniger schädlich als einmal viel), aber ein Tag ohne Alk würde dreieinhalb Bier am nächsten Tag bedeuten, um unter 45g täglich zu bleiben!
Die Schlagzeilen aber werden umgemodelt: Die triumphale Meldung lautet "Geringe Alkoholmengen sind nicht mit weniger Sterblichkeit verbunden." Ganze Armadas von Pressekonferenzen werden dazu verwendet, das sowieso nie - bierernst - gemeinte Verteidigungsargument von Alkohol ("Wein schützt die Gefäße" usw) zu zerstören. Zu behautpen, dass es "keine ungefährliche Menge" gäbe. Erstens: Doch, offensichtlich schon. Zweitens: Verwendung von absoluten, nicht-quantifizierten Angaben wie "gefährlich" bei Risikobetrachtungen ist ein Kardinalfehler.
Denn wir gehen täglich Risiken ein. Sinnvoll ist, die Höhe dieser Risiken zu kennen, die Höhe vieler anderer Risiken zu kennen, um dann, in der Abwägung des Nutzens dieser Sache zu einer Bewertung zu kommen, ob man das Verhalten macht oder nicht. Das undifferenzierte Schwarz-Weiß-Geschrei, dass eine Sache gesucnheitlich gleich schlecht ist, egal (in welcher Dosis) welche Risiken vorhanden sind, und man deshalb immer die gleichen Schlüsse zieht (Sache muss verringert/verboten werden), ist immer falsch. Sei es bei Corona ("jeder Tote ist einer zu viel"), sei es bei Atomkraft ("jede Strahlung ist inakzeptabel"), sei es bei Ernährung (rotes Fleisch) oder bei Alkohol. [Nur um mich bei möglichst vielen Gruppen mit diesen Beispielen unbeliebt zu machen. 😎 ]
Dieser Beitrag ist kein Freibrief für Alkohol. Die Schwierigkeit, wie bei jedem Suchtmittel, liegt in der Beherrschung des gewählten Risikos. Alkohol ist eine Einstiegsdroge für zu viel Alkohol. Bleibt man abstinent, so fällt das Risiko eines zu hohen Konsums, Alkoholabhängigkeit, weg.
Dieser Beitrag ist ein dringendes Plädoyer für eine vernünftige, naturwissenschaftliche, quantifizierte Risikobetrachtung. Statt schwarz-weiß-Aussagen mit Panikmache. Nur auf ersterem kann man eine rationale Verhaltensabwägung anstellen.