Böhmermann ist mir ein Begriff, aber ich finde Sendungen grundsätzlich uninteressant, in denen über andere Menschen wertend gelästert wird. Nicht einmal aus moralischen Gründen, "weil man das nicht macht", "weil es sich nicht gehört", sondern weil ich dazu neige, die Position des Schwächeren einzunehmen. Ich finde die Abwertung des Anderen nicht lustig. Sie scheint aber ein Schwerpunkt Böhmermanns Humor zu sein.
Außerdem habe ich bei Menschen, die andere abwerten, oft das Gefühl, die tun das, um sich selbst zu erhöhen, ohne selbst was zu leisten. So nach dem Motto: Wenn ich um mich herum die anderen abgrabe, stehe ich irgendwann höher als diese, ohne mich selbst dafür qualifiziert zu haben.
Im Zeit-Artikel grenzt Böhmermann scharf und abwertend den "Menschen von gestern" gegen den "von heute und morgen" ab und schreibt:
Menschen von gestern stehen nur in Abgrenzung zu den Kategorien Menschen von heute und den Menschen von morgen, die hier aus Platzgründen nicht näher behandelt werden können.
[...]
Gemeinsam gegen Menschen von gestern!
Das ist genau das, was ich meine: Abgrenzung und Abwertung des Anderen, ohne sich selbst zu betrachten oder zu beschreiben. Wirklich weil kein Platz da ist? Oder weil man sich selbst nur über die postulierte Minderwertigkeit des Anderen beschreiben kann? Sowas signalisiert für mich Minderwertigkeitsgefühle. Diese so kompensieren zu wollen, ist - liebevoll gemeint - ein bisschen doof.
(Wohlwollend kann man ihn so interpretieren, dass er nur den "Menschen von morgen" meint, für dessen Behandlung kein Platz ist.)
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.09.2024 14:01).