Annando schrieb am 01.09.2024 13:41:
Böhmermann ist mir ein Begriff, aber ich finde Sendungen grundsätzlich uninteressant, in denen über andere Menschen wertend gelästert wird. Nicht einmal aus moralischen Gründen, "weil man das nicht macht", "weil es sich nicht gehört", sondern weil ich dazu neige, die Position des Schwächeren einzunehmen.
Das geht mir genau so und ich empfinde diese Art "Humor" daher auch immer als unangenehm, so dass sie mir keinerlei Unterhaltung bietet. Daher habe ich mir den auch nicht angesehen, als sein missionarischer Eifer noch nicht so ausgeprägt war.
Außerdem habe ich bei Menschen, die andere abwerten, oft das Gefühl, die tun das, um sich selbst zu erhöhen, ohne selbst was zu leisten. So nach dem Motto: Wenn ich um mich herum die anderen abgrabe, stehe ich irgendwann höher als diese, ohne mich selbst dafür qualifiziert zu haben.
Es gibt m.E. einen Typ Mensch, der sich gerne beteiligt, wenn es gegen Schwächere geht, auch wenn er selbst nie der Initiator ist. "Mitläufertypen", die gerne zu den "Starken" gehören wollen, obwohl sie selbst keine sind. Ich denke die erreicht man ziemlich gut mit solcher Agitation und vermutlich auch mit dieser Art "Humor". Ich empfinde Menschen mit einer solchen Mentalität allerdings auch als das größte Problem einer Gesellschaft, da sie es sind, die den Manipulatoren überhaupt erst einen so großen Einfluss verleihen. Das waren meiner Meinung nach auch diejenigen, die z.B. während des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte das gesellschaftliche Fundament bildeten, das diese Katastrophe überhaupt erst ermöglichte.
Bei einer (exemplarischen) Schulhofschlägerei gegen ein auserkorenes schwaches Opfer habe ich auch immer den geringsten Respekt vor solchen Charakteren. Das sind die Umstehenden, die den Schläger auch noch anfeuern, auch wenn sie selbst nie so etwas anfangen würden. Dann kommen diejenigen im Hintergrund, die das zwar für falsch halten, aber sich nicht trauen etwas zu unternehmen. Besser als Mitläufer, aber trotz meiner grundsätzlichen Sympathie für Schwächere respektiere ich dennoch auch Stärke. Daher kommt an nächster Position auch der Schläger selbst. Der ist zwar ein Arsch, aber zumindest sein eigener Herr und hat auch den Mut danach zu handeln - auch wenn seine "Stärke" nur so weit reicht, sich an Schwächeren zu vergreifen. Ganz oben kommen dann mit weitem Abstand diejenigen, die dem Opfer zur Hilfe eilen, weil sie das moralisch für das Richtige halten. Die haben Mut, sich auch gegen eine überwältigende Mehrheit zu richten und nach ihren Prinzipien zu handeln. Das erfordert die meiste charakterliche Stärke und das auch noch aus positiven Beweggründen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.09.2024 17:28).