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Avatar von Sepp_a_lot
  • Sepp_a_lot

232 Beiträge seit 19.03.2017

Aus eigener Erfahrung - Die ganz andere Arbeitspolitik in Japan!

Ich habe vor ein paar Jahren ein paar Wochen in Japan verbracht.
Dabei ist mir extrem aufgefallen dass Straßenarbeiten oder z.B.
Baumpflege in der Stadt mit extrem viel Personal umgesetzt werden.
Konkrete Beispiele:

Eine Fahrbahnmarkierung ausbessern:
2 Arbeiter halten eine Schnur um die Linie zu markieren.
1 Arbeiter malt den Strich nach.
7 Arbeiter leiten den Verkehr um und wedeln mit Leuchtfähnchen.

Ein Baum wird beschnitten:
1 Arbeiter steht auf der Kranleiter und schneidet.
1 Arbeiter bedient den Kran.
5 Arbeiter sichern den (Mit Flatterband umspannten) Arbeitsort.

Auf anderen Baustellen wie z.B. Straßenbau-Belagserneuerung
wuselte es auch immer wie irre vor Arbeitern. Extrem auffällig:
Überall standen mobile Klimaanlagen die die Arbeiter abkühlten!

Aus diesen Beobachtungen und Unterhaltungen mit Anwohnern
ist mir bewusst geworden dass die Japaner eine Arbeitspolitik
betreiben bei der möglichst niemand arbeitslos bleiben soll.
Die Bürger sind mit Ihrem Selbstbewusstsein viel stärker an
ihre Arbeit verknüpft und ihr Stand in der Gesellschaft/Ansehen
ist sehr eng mit ihrem Stand auf der Arbeit verbunden.

Siehe auch Arbeitslosenstatistik in Japan:
http://www.tradingeconomics.com/japan/unemployment-rate

Da aber Japan wie in dem Artikel erwähnt eine sehr geschlossene
Gesellschaft ist und dadurch sehr wenige Ausländer rein lässt,
ist die Problematik von dem Demographischem Wandel viel
schwerwiegender als in Europa.

Insbesondere deswegen sollte man die "Robotisierung" der Arbeitswelt
in Japan sehr unterschiedlich betrachten und werten im Vergleich
zu dem gleichem Trend in z.B. China oder in Europa.

In Japan wird hauptsächlich der Demographische Wandel dazu
führen dass ein immer kleinerer Teil der Gesellschaft produktiv
sein kann. Die Robotisierung könnte lediglich die Produktivität
des Landes aufrecht erhalten. Die innere Wirtschaft in Sinn von
Konsumenten wird aber nach wie vor stagnieren.

In den Bevölkerungsreichen Ländern und diesen die Einwanderung
zulassen wird es zwar kein Arbeitskraftmangel geben (Insbesondere
in dem Niedriglohnsektor), aber die Automatisierung und Robotisierung
wird nach wie vor die Arbeitsplätze für mittig qualifizierte Arbeiter
weitgehend vernichten.

Insofern ist die Robotisierung eine globale Thematik die, so unterschiedlich
die Gesellschaften auch sind die davon betroffen sind, alle mehr oder
weniger betreffen wird. Insofern ist es ein Unding dass es immer noch
keine Politische Debatte darüber gibt (oder diese ist mir entgangen),
wie wir in der Zukunft damit umgehen möchten das die Arbeit für
Menschen immer weniger werden wird.

Radikale Thesen dazu gibt es bereits viele. In der Sci-Fi Szene gibt es
bereits genug Szenarien bei den die breite Masse der Menschen "nicht
mehr gebraucht wird". Auch genügend Beispiele gibt es von Szenarien
bei den der Mensch von den Maschinen umsorgt wird wie eine Larve im
Bienenstock...

Ohne eine ernsthafte politische Debatte wird die erste Variante von
Szenarien realistischer sein, da sich die 5% sicher nicht, ohne Gerangel,
dazu bewegen lassen werden ihren Reichtum mit dem "Pöbel" zu teilen.

Ich bin sehr gespannt darauf wie Japan dieses Problem angehen wird!

Man sollte aber nicht aus dem Auge verlieren das die Roboterisierung der Arbeitsplätze primär aus der Motiv der Profitsteigerung umgesetzt wird! In China z.B. kann man nicht von Arbeitskraftmangel reden.
Dies ist in Ihrem Artikel leider mit keinem Wort erwähnt worden!

In diesem Sinne, interessanter Artikel Herr Rötzer,
etwas mehr Kontext fände ich schön!

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