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  • mod_x

mehr als 1000 Beiträge seit 03.06.2003

penetration penetration penetration

ich für meinesgleichen finde ein gesundes maas an werbung okay. nur
hat die aggressivität der werbung in den letzten jahren
meidienübergreifend so dramatisch zugenommen, dass man sich gegen sie
wehren muss!

waren es 2003 noch durschnittlich 3000 (!) werbereize, denen ein
deutscher bundesbürger durschnittlich (!) täglich (!) ausgesetzt war,
sollen es im jahr 2007 laut etwas älterer prognosen ca. ganze 7000
(!!!) sein.

werbung konsequent dort wo man es kann auszublenden ist meiner
auffassung nach notwehr. wir haben es heute doch schon schwer genug
uns durch die informationsflut zu kämpfen. da muss ich mich nicht
ausgerechnet im internet den aggressivsten werbemethoden überhaupt
aussetzen, wenn mich ausschließlich informationen interessieren, die
ich gezielt ansteuer.

ich möchte keinem perfiden kult nacheifern, der einer
marketing-agentur entspringt, um den umsatz des auftraggebers zu
steigern und der zielgruppe damit die kohle aus der tasche zu ziehen.
da ich mich dem effekt ohnehin nicht entziehen kann, mache ich das,
was mir durch das recht auf selbstbestimmung zusteht: sie dort zu
blocken, wo es mir möglich ist. leider lautet der neue trend
"inhaltliche platzierung". gegen die ist bisher jeder filter
machtlos. perfider als dieser trend geht es schon kaum mehr.

wenn sie es für verwerflich halten, dass msn, google und co so viele
informationen wie möglich über den user versuchen zu erfahren, um
werbung noch zielgerichteter platzieren zu können, dann sollten sie
auch so ehrlich sein und werbung, die über eine einfache
informationsverbreitung hinaus geht missbilligen. meiner meinung nach
gehört werbung, die mit einer emotionalen note versehen ist oder
unrealistische vorstellungen suggeriert, verboten.

aber es geht ja noch viel weiter. da gibt es zum beispiel in kiel
einen kleinen weniger-rock-aber-mehr-pop-radiosender, der sich in
letzter zeit erfolgreich in unzählige veranstaltungen einkauft, um
somit sein image zu stärken. man möchte damit eine zielgruppe viral
erschließen, die sich sonst nicht wirklich angesprochen fühlt. dem
zuhörer wird permanent eingetrichtert wer seine lieblingsmoderatoren
wären und welche musik er eigentlich zu hören habe. so wird
mittlerweile, glaube ich, sogar selbser musik produziert, die
natürlich auf dem eigenen sender rauf und runter läuft. eigentlich
doch ein interessenskonflikt, oder?
zusätzlich werden musikwünsche von eigenen mitarbeitern eingespielt,
wenn die erhoften wünsche der zuhörer nicht kommen. dafür wird dem
zuhörer aber gesagt er habe die möglichkeit seinen individuellen
wunsch gegen einer entsprechenden gebühr zu patzieren. bei anderen
call-in-spielen werden ähnliche nummern abgezogen. ich denke, man
kann sehr gut von einer radioversion von 9live sprechen. mit allen
verbundenen negativen zügen.
dann wird auch noch werbung für events in den nachrichten platziert
inkl. aller details. usw.. usw..

es wird also konsequent die grenze zwischen werbung und inhalt
verwischt und skrupellos jede möglichkeit ausgenutzt, um die eigene
marktposition zu stärken. wer kein insider ist bekommt von den
versteckten dingern nichts mit und fällt auf die konsequente
manipulation rein, ohne nur den hauch einer chance zu haben, zu
erfahren was mit ihm geschieht. dieser sender spricht übrigens
vornehmlich jugendliche im alter zwischen _13_ und anfang 20 an, was
wohl der naivste und kultgeilste bevölkerungsteil ist.

off-topic(um mal darzustellen, wie sowas abläuft):
der hammer war vor einigen monaten ein spiel, dass sich "hidden hit"
nannte. das spiel lief so ab, dass man anrufen sollte, genau nachdem
das vorbestimmte lied im radio lief. damit man nicht nur ins blaue
drauf los ratet, gab es 1-2 tipps, die dem spiel erst den richtigen
anreiz geben sollten. nun haben ich und mein arbeitskollege den spaß
gemacht und das mal verfolgt.
resultat war, dass das lied innerhalb 2 wochen nicht einmal gespielt
wurde. dann wurde noch einmal vollgas gegeben und es wurde
angekündigt, dass der "hidden hit" am nächsten tag gespielt werden
würde. morgens gegen 8 hat sich die moderatorin ganz zufällig
verplappert und den "hidden hit" verraten und gesagt, dass der
"hidden hit" zwischen 8 und 12 uhr des vormittags gespielt werden
würde. bis 11 uhr hat man dann noch eben die call-in-peaks abgewartet
und endlich das lied gespielt. 2 wochen abzocke, dafür, dass ein
zuhörer am ende ein taschengeld erhält. natürlich muss ja auch noch
immer die imaginäre "leitung 10" treffen, um durchzukommen.
tatsächlich werden die gewinner nach dem kriterium der
radiotauglichkeit ermittelt.

dass anspruchsvolle informationsanbieter (gerade im internet) unter
der immer verdorbeneren medienlandschaft leiden, finde ich schlimm.
aber für den heise-verlag ist das kostenlose internetangebot auch ein
marketing-instrument, um die auflagen zu erhöhen.
seit einiger zeit häufen sich in der c't übrigens werbung, die der
anmutung eines artikels entsprechen. einziges klares
unterscheidungsmerkmal ist das wörtchen "anzeige", dass dem zahlenden
abonent mitteilt, dass es sich um werbung handelt. damit hat sich der
heise-verlag sicherlich nicht nur bei mir um mindestens eine stufe
auf der beliebtheitsskala herunter gesetzt.

nette grüße,
mod_x
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