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  • kemmerich

mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.2020

Problembewältigungskultur

Im Grunde sind die Gedanken von Sachs naheliegend; umso verwunderlicher, dass sie eine Randmeinung darstellen, geradezu unzumutbar. Woran liegt das?

Ich glaube, dass das etwas mit unserer heutigen Problembewältigungskultur zu tun hat. Der Krisen sind so viele, dass die Sehnsucht groß ist, ihre Komplexität zu leugnen und zum Zwecke der Entlastung einfache Lösungen auch dort zu fordern, wo es keine einfachen Lösungen geben kann. Zum Beispiel ist das beim Klimawandel so: Allen Ernstes wird der Plan verfolgt, ein mit der Erschließung fossiler Energiequellen entstandenes und mit ihrer immer intensiveren Nutzung gewachsenes Wirtschaftssystem ganz einfach zu "dekarbonisieren" - sollen die Ingenieure doch einfach mal machen. "Geht nicht" gibt's nicht. Basta.

So scheint es mir auch beim Ukrainekrieg zu sein. Der Mainstream-Blick auf den Konflikt ist derart holzschnittartig, dass bereits der Begriff "Konflikt" ein Reizwort für die Meinungsführer darstellt. Hier Gut, dort Böse, keine Vorgeschichte, keine störenden Verwicklungen, alles sonnenklar. Dass da was nicht stimmen kann, müsste selbst einem Zwölfjährigen auffallen.

Es macht mir angst, wenn es einer Gesellschaft nicht mehr gelingt, komplexe Probleme überhaupt erstmal als solche zu akzeptieren - dann kann man auch nicht nach entsprechend differenzierten Lösungen suchen. Das wird jetzt echt gefährlich.

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