Wirklich ärgerlich, dieser ewige "Vietnam"-Vergleich. Mal abgesehen davon, dass Vietnam heutzutage ein prosperierendes Land und eben längst kein Krieg mehr ist, geht die Analogie auch im Details fehl: Damals während des Vietnamkrieges hatte die obsiegende Partei eine tragfähige gesellschaftliche Vision, die sie dann in den 80er/90er Jahren schrittweise an die Realität anpasste. Der im Konflikt gezahlte Preis war dennoch sehr hoch. Die meisten heutigen Einwohner Vietnams haben diesen Konflikt selbst nicht mehr erlebt. Aus einem der seinerzeit ärmsten Länder der Welt wurde mittlerweile ein veritabler Industriestaat (zweitwichtigster EU-Handelspartner in Südostasien nach Singapur), wenn auch sein Weg bis hin zum westeuropäischen Niveau noch gut 2 Jahrzehnte weit sein mag.
Dagegen sehe ich nirgends in der nah-/mittelöstlichen Welt irgendeine Konfliktpartei, die tragfähige gesellschaftspolitische Visionen bzw. Programme verkörpert. Wir sehen da krasse Diktaturen wie das Assed-Regime, massenhaft endzeitliche Islamismen anstrebende Gruppen und das Wahibiten-Regime der Saudis mit vermessenen Hegemonialansprüchen. Ich hätte da eine besser passende Analogie: der Jemen-Konflikt ist das Afghanistan oder der Irak der Saudis. Das passte schon eher, vor allem liegen diese Konfliktschauplätze auch noch in der gleichen Region dieser Welt.