Denke, es gibt eine Bandbreite und verschiedene Ansichten unter wokeness. Wie der Kollege darauf hinwies, ist er bspw nicht einverstanden mit deiner Definition.
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Beim Thema "Gleichheit" ist es mMn auch eine Bandbreite, und nicht ein "Gleichheit" vs "null Gleichheit". Wir haben bereits einige Dinge in Deutschland, soziale Marktwirtschaft, bei denen es keinen puren Sozialdarwinismus gibt.
Und ich denke mit Blick auf die USA oder andere Länder mit geringen sozialem Ausgleich und Solidarität fahren wir sehr gut damit.
Es gibt bei dem, wieviel Gleichheit man will, 2 wichtige Punkte:
1. Das Verständnis, wie ungleiche Leistungen zustande kommen.
Auch wenn wir da tief in uns die Mythen von anderen eingeflüster bekommen - und/oder es auch gerne glauben, weil diejenigen, die darauf setzen, tatsächlich fleißig sind: Studien zeigen sehr klar, dass (Berufs-)Leistung sehr stark von Faktoren außerhalb eines "freien Willen" abhängen: Genetik, Familie, Umfeld. Das akzeptieren viele nicht, obwohl es uns allen bei körperlichen oder hobby-Dingen völlig klar ist: Auch mit noch so großem Fleiß werden Unbegabte beim Basketball nicht gut - und auch nicht beim Malen oder Geigespielen. Und eben auch nicht in Mathe. Das Perfide ist: Selbst "Fleiß" ist genetisch beeinflusst.
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2. Der (Nicht-)Nutzen von Ungleichheit.
Die fundamentale Frage lautet: Warum will man eine (Un)gleichheit, die wie bei 1 gesehen in großen Teilen nicht vom Einzelnen beeinflussbar ist? Natürlich, wenn man selbst viel leistet, weil man nichts abgeben will. Und wenn man wenig leistet, man etwas abhaben will.
John Rawls https://de.wikipedia.org/wiki/John_Rawls hat da eine sehr gute Vorgehensweise vorgeschlagen: "Eine ausreichend gerechte Gesellschaft ist eine, in der man sein möchte, egal wo man in ihr landet - ganz oben, ganz unten, oder irgendwo dazwischen."
Und interessanterweise unterstützt die Zufriedenheitsforschung eine Gesellschaft, in der Menschen finanziell weniger ungleich sind. Warum? Weil Zufriedenheit anfangs stark mit Geld steigt, dann aber immer weniger und später kaum mehr.
Die Folgerung daraus ist: Um die Zufriedenheit in einer Gesellschaft zu maximieren, brauchen möglichst viele Leute mittel viel Geld. Und dabei macht es für die Zufriedenheit der Reichen praktisch nichts aus, wenn diese nicht mehr ganzu so reich wären.
Es gibt dabei zwei Defizite: a) Menschen unterschätzen die Ungleichheit. b) Die Ungleichheit ist viel größer, als die Mehrheit der Menschen sie sich wünscht (verstärkt natürlich durch den Fakt a) ).
Schaut man sich die Zufriedenheitskurven an (Daten aus prä Corona), so ist der erste Knick, bei dem mehr Geld dann nicht viel mehr Zufriedenheit bringt, bei ungefähr 2300 netto. Ein Anhaltspunkt für eine sinnvolle Wirtschafts- und Sozialpolitik.