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mehr als 1000 Beiträge seit 01.12.2023

Re: Kollektiver Freizeitpark

kleinrudi schrieb am 18.12.2023 15:06:

Ich bin "Babyboomer".

Tja, ich bin Babyboomer-Kind (in den 80ern geboren). Der Irrsinn im Affenhaus ist nicht mehr auszuhalten.

Meine persönlichen Reizworte als Erwerbstätiger?

- "Ergebnisoffenes Arbeiten"
- "Agiles Projektmanagement"
- "Work-Life-Balance"
- "Home Office"

Warum?

Wer "ergebnisoffen arbeitet", murkst ohne Plan herum. Selbst rein theoretische Wissenschaftler, die auch aus einem völlig anderen Ergebnis noch einen Erkenntnisgewinn ziehen können, sind nicht "ergebnisoffen" unterwegs, sondern wollen Theorien und Modelle mit Beweisen unterlegen. Wenn sich dann etwas anderes als erwartet einstellt, kann man neue Erkenntnisse gewinnen und die Theorien / Modelle ggf. einer Überprüfung unterziehen.

In einer leistungsorientierten Produktivgesellschaft kann es aber kein "ergebnisoffenes Arbeiten" geben. Das Ziel ist die Auftragserfüllung. Falls ein neues Projekt begonnen wird, muss früh das Ziel des Projektes definiert werden, sonst kommt man nie an. Und erst wenn man weiß, was man zum Schluss haben möchte, kann man am Anfang planen, Meilensteine definieren, Risiko- und Chancenanalysen fahren und Kosten bzw. Ressourcenaufwände bestimmen. Ohne Zielsetzung ist all das nicht möglich. Übrigens: auch Crowdfunding Projekte sind zielgebunden. Niemand würde in solche Projekte investieren, wenn der Geldsammler sagt: "wir brauchen ein paar Millionen und dann fangen wir mal an was zu machen, bis wir was in den Händen halten, was sich verkaufen lässt."

Seltsamerweise wird in Deutschland genau diese Politik gefahren, egal ob Infrastruktur, Bildung oder Klima ...

Übrigens: auch "agiles Projektmanagement" scheint weniger etwas mit "Flexibilität" und "Steuerungsfähigkeit" zu tun zu haben, als oft "ergebnisoffenes Arbeiten" zu verschleiern. Vielleicht bin ich ja schon zu alt (fast 42), möglich, aber ich halte ein klar definiertes Projektmanagement mit Zielsetzung und Meilensteine für sinnvoller. Bestimmte Projekte lassen sich gewiss auch agil realisieren, aber eben nicht jedes Projekt. SCRUM kann man auch nicht überall anwenden. Bei manchen Sachen, z.B. Bauvorhaben, Infrastrukturprojekten o.ä. muss klassisch mit harten Faktoren und Eckdaten gearbeitet werden.

Auch die "Work-Life-Balance" ist nur ein inhaltsfreies Buzzword um zu verschleiern, dass der Arbeitnehmer idealerweise flexibel sein Privatleben um die Erwerbstätigkeit zu legen hat. Dazu gehört auch das "Home Office": das ist kein Privileg, sondern sorgt für eine Invasion des Arbeitslebens in das Privatleben hinein. Wer eh zu Hause arbeitet, kann auch 20 Uhr noch Mails beantworten oder um 21:00 Uhr noch einmal über die PowerPoint Präsentation fliegen, die zuvor gehalten worden ist, oder? Klar, um 8 Uhr morgens ist bereits das nächste Meeting angesetzt. Und auch am Samstag könnte man so wichtig sein, dass man ohne Zugriff auf seine Firmen-Email Panik bekommt. Welche Work-Life-Balance soll's denn sein, wenn man immerzu erreichbar sein soll für den Chef?
Die "Stechuhrenmentalität" ist nicht ideal. Man sollte auch mal 'ne Überstunde leisten wollen oder wenn das Auftragsvolumen es nötig macht, auch mal am Samstag reinkommen. Aber irgendwann hat man einfach Feierabend oder Wochenende, da ist der Chef abgemeldet und die Mails bleiben liegen bis zum nächsten Arbeitstag. Und spätestens dann, wenn man nicht bezahlt wird für den Aufwand, ist "Privatleben" und nicht "Arbeitsleben". Da ist Schicht im Schacht - Morgen ist auch noch ein Tag.

Und weil "Home Office" bereits Thema war: mich stört inzwischen weniger, dass der Chef auch noch zu Hause am virtuellen Tisch sitzt, sondern vielmehr die Anspruchshaltung mancher Kollegen aus der Entwicklung oder der Buchhaltung. Man selber fährt jeden Tag, fünf bis sechs Tage die Woche ins Geschäft, um die Aufträge abzuarbeiten, dann klappt einem das Messerle in der Tasche auf, wenn man das Mimimi hört, man müsse an drei Tagen die Woche im Büro arbeiten. Ja früher war das normal! Heute ist das scheinbar eine Zumutung. Bonuspunkte, wenn derjenige auch noch auf Firmenkosten einen Wagen gestellt bekommt und dann immernoch rumjammert.

Ich weiß, "Hamsterrad ist doof". Aber man kann sich das ja aussuchen, man muss nicht dort arbeiten, wo man sich ungerecht behandelt fühlt. Ich geh arbeiten, weil ich muss und weil "Bürgergeld" halt kein Auskommen ist. Aber ich hab kaum Verständnis für Kollegen, die sich ein Privileg nach dem anderen über die Jahre zugebilligt haben und dann immernoch jammern müssen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (18.12.2023 15:47).

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