Umweltfreund82 schrieb am 18.12.2023 15:42:
kleinrudi schrieb am 18.12.2023 15:06:
(...) "Home Office": das ist kein Privileg, sondern sorgt für eine Invasion des Arbeitslebens in das Privatleben hinein. Wer eh zu Hause arbeitet, kann auch 20 Uhr noch Mails beantworten oder um 21:00 Uhr noch einmal über die PowerPoint Präsentation fliegen, die zuvor gehalten worden ist, oder? Klar, um 8 Uhr morgens ist bereits das nächste Meeting angesetzt. Und auch am Samstag könnte man so wichtig sein, dass man ohne Zugriff auf seine Firmen-Email Panik bekommt. Welche Work-Life-Balance soll's denn sein, wenn man immerzu erreichbar sein soll für den Chef?
Ansichtssache. Ich vertrete die gegenteilige Auffassung. Ich möchte nie wieder anders arbeiten, aber ich weiß mich auch entsprechend abzugrenzen. Ich spare enorm viel Zeit und Geld und betreibe als Nebeneffekt noch aktiven Klimaschutz, arbeite besser und konzentrierter, bin ausgeglichener und kann meine Arbeit sehr viel besser in mein Leben integrieren. Meine Bürotage sind die unproduktivsten Tage überhaupt und damit bin ich nicht allein, denn ironischerweise sind es die Anwesenheitsfetischisten, die sich für ihre Überstunden feiern, aber mehr Zeit für deutlich weniger Arbeit aufwenden müssen, dann aber jammern wie viel sie zu tun haben. Die meisten Menschen arbeiten ineffizient, sind beschissen organisiert und merken nicht einmal, wie sie sich und anderen das Leben schwermachen.
Und weil "Home Office" bereits Thema war: mich stört inzwischen weniger, dass der Chef auch noch zu Hause am virtuellen Tisch sitzt, sondern vielmehr die Anspruchshaltung mancher Kollegen aus der Entwicklung oder der Buchhaltung. Man selber fährt jeden Tag, fünf bis sechs Tage die Woche ins Geschäft, um die Aufträge abzuarbeiten, dann klappt einem das Messerle in der Tasche auf, wenn man das Mimimi hört, man müsse an drei Tagen die Woche im Büro arbeiten. Ja früher war das normal! Heute ist das scheinbar eine Zumutung. Bonuspunkte, wenn derjenige auch noch auf Firmenkosten einen Wagen gestellt bekommt und dann immernoch rumjammert.
Ich weiß, "Hamsterrad ist doof". Aber man kann sich das ja aussuchen, man muss nicht dort arbeiten, wo man sich ungerecht behandelt fühlt. Ich geh arbeiten, weil ich muss und weil "Bürgergeld" halt kein Auskommen ist. Aber ich hab kaum Verständnis für Kollegen, die sich ein Privileg nach dem anderen über die Jahre zugebilligt haben und dann immernoch jammern müssen.
Normal ist der Durchschnitt aller Abweichungen. Die einhundert Stunden Woche war sicher auch mal "normal" und irgendwann haben sich die Leute eben organisiert und sich ein paar Rechte oder "Privilegien" erstritten. Vielleicht steckt da bei vielen auch ein wenig Neid dahinter, dass nicht jeder das eigene Arbeitsmodell so feiert wie man selbst und gejammert wird überall und immer, besonders in Deutschland. Davon würde ich mich entkoppeln, Frist nur Zeit und Nerven. Was man macht, muss für einen selbst und die Lebensumstände passen.