Während laut einem Bericht der Ärzte Zeitung mehr als ein Drittel aller in Deutschland Beschäftigten über körperliche und geistige Erschöpfung klagt und 20 Prozent von Burnout-Symptomen wie Dauermüdigkeit, Konzentrationsstörungen oder einer starken Ablehnung der eigenen beruflichen Tätigkeit berichten, fordert Spahn längere Arbeitszeiten.
Und hier liegt eben der Hund begraben:
Die Tendenz zur Reduzierung der Arbeitszeit ist eben auch eine Reaktion darauf, dass die Arbeit selbst immer stärker als mental belastend empfunden wird.
Warum ist das so?
These: Es liegt vor allem daran, dass in vielen Bereichen der Wirtschaft Routinetätigkeiten seit Jahrzehnten wegrationalisiert werden. Was nach jahrzehntelanger Rationalisierung dann am Ende übrig bleibt, sind vor allem die mental besonders fordernden Tätigkeiten.
Beispiel: Früher haben Kolonnen von Finanzbuchhaltern den Großteil ihres Tages damit verbracht, mittels Lineal und Stift, Zahlen zu übertragen und zu aggregieren. Ab und zu gab es mal Unstimmigkeiten, über die sie sich den Kopf zerbrechen mussten. Diese Problemfälle waren aber eher die Ausnahme. Heute hingegen machen die wenigen Finanzbuchhalter, die es überhaupt noch gibt, den ganzen Tag nichts anderes mehr, als die Problemfälle zu behandeln, die sich noch nicht ohne weiteres automatisieren lassen.
Und so ist es in vielen Bereichen: Die eher meditativen Routinetätigkeiten wurden konsequent wegrationalisiert, und übrig geblieben sind vor allem die mental besonders herausfordernden Tätigkeiten, die sich nicht gut mittels regelbasierter Systeme automatisieren oder auslagern lassen. Die mentale Workload ist dadurch wesentlich höher als früher.
Wenn aber die mentale Workload zu hoch ist, um das Dauer fünf Tage die Woche durchzuhalten, reagieren die Arbeitnehmer eben darauf, indem sie nach Verkürzung der Arbeitszeiten streben.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (18.12.2023 13:41).