Gefühlt gibt es in kaum einem anderen Land so viele "Studien" wie in Deutschland. Das könnte damit zusammenhängen, daß so viele Schulabgänger an die Unis drängen. Die vielen Studenten müssen ja später auch irgendwo beschäftigt werden. Viele finden in der Politik Unterschlupf, aber eben nicht alle. Der Rest muß sehen, wo er sein Geld verdient. Viele landen an Instituten, die Studien betreiben.
Studien werden ja meist in Auftrag gegeben. Die Auftraggeber nehmen zum Gegenstand der Studie nicht immer eine unvoreingenommene Position ein. Die Formulierung der Fragen spiegelt dies nicht selten wider.
Könnte es also sein, daß mit Studien mehr bezweckt werden könnte, als lediglich Antworten auf bestimmte Fragen zu erhalten?
Auch an Umfragen mangelt es wahrlich nicht. Kürzlich erfuhr ich, daß angeblich eine Mehrheit für eine Erhöhung der Rüstungsausgaben (man nannte sie in der Umfrage "Verteidigungsausgaben") sei, und dies verbunden mit dem Wunsch, eher an anderer Stelle zu sparen als die Schuldenbremse zu lockern.
ARD-DeutschlandTrend
"Drei von vier Bundesbürgern (74 Prozent) halten die[se] Erhöhung der Verteidigungsausgaben für richtig. 43 Prozent bevorzugen Einsparungen in anderen Bereichen, 34 Prozent die Aussetzung der Schuldenbremse und die Aufnahme von Krediten"
Und gestern wurde dort veröffentlicht:
"70% der Deutschen haben sehr große Sorgen daß Deutschland häufiger Ziel von geheimdienstlicher russischer Einflussnahme wird"
Was die Deutschen allerdings über den Inhalt des "Taurus-Leaks" denken, davon las ich dort nichts. Naja, erstens ist die Informationsbeschaffung etwas komplex, zweitens ist die Analyse des Inhalts nicht weniger komplex. Das müssen die Menschen ja auch nicht wissen, der Skandal ist ja nicht der Inhalt, sondern die Art der Verpackung, wie wir aus kundigen Expertenmündern erfahren haben.
Auch hier stellt sich mir die gleiche Frage:
Könnte es sein, daß mit Umfragen mehr bezweckt werden könnte, als lediglich Antworten auf bestimmte Fragen zu erhalten?
Falls es ein Land gäbe, in dem eine Regierung Organisationen finanziell fördert, die sich in ihren Veröffentlichungen als, sagen wir einmal, eher regierungsfreundlich gezeigt haben, dann wäre es ja denkbar, daß deren Studien und Meinungsumfragen vielleicht nicht immer ganz zweckfrei entstehen? Und wenn es tatsächlich so wäre, könnte es sich, im allerschlimmsten Fall, sogar um etwas handeln, was mit dem garstigen Wort "Manipulation" zu umschreiben wäre?
Das wäre ja schrecklich!?
Um Spekulationen vorzubeugen: natürlich sind derlei Gedankenspiele in einem Land wie Deutschland vollkommen obsolet. Dennn in einer so vorbildlichen Demokratie wie der unsrigen sind die durch ein hervorragendes und vorbildliches Bildungssystem, das weltweit seinesgleichen sucht, zu mündigen Staatsbürgern erzogenen Individuen mündig, kritikfähig und jederzeit hellwach und somit sehr wohl in der Lage, vollkommen selbstständig zu denken, sich vollumfänglich zu informieren und sich so ein eigenes Bild von der Wirklichkeit zu machen und sich so niemals ein X für ein U vormachen zu lassen.
In Bananenrepubliken ist das natürlich ganz anders.