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  • Patenthalse

mehr als 1000 Beiträge seit 22.03.2017

Das ist schon witzig: spricht man z.B. Südländern "Lebensart" zu ist das ok

... dabei ist auch das selbstverständlich ein Vorurteil. Möglichst noch vornehm als "savoir vivre" verpackt ist da im Grunde nicht selten etwa das gemeint was Dijsselbloem mit deutlich hässlicheren Worten ausdrückte. Eine Frau nett zum Essen mit dem obligatorischen Glas Wein einzuladen (jaja, sexistisch, findet in emanzipierten Kreisen nicht mehr statt, klar) kann man sowohl "savoir vivre" wie auch "Geld für Frauen und Alkohol verprassen" nennen.

Vielleicht sollte man sich eher mal darüber Gedanken machen, warum es selbstverständlich als Beleidigung gilt jemandem vorzuwerfen, dass er sich nicht wie ein Blöder totarbeitet sondern auch die angenehmen Seiten des Lebens geniesst, aber das nur am Rande.

Übrigens beruht auch das was hiesige Medien aus anderen Ländern "berichten", über dortige "Zustände", "das Leben" und "die Menschen" dort im wesentlichen aus Vorurteilen. Jegliche Verallgemeinerung irgendeiner Erfahrung ist ein Vorurteil. Ein tatsächlich vorurteilsfreier Text dürfte nur die Erlebnisse des Autors sachlich schildern, nichts hinzufügen, nichts weglassen, bzw. wäre das entsprechend kenntlich zu machen.

Von den Vorurteilen gegenüber "AfD", "Pegida" oder den "neuen Bundesländern" (bzw. deren Bewohnern) will ich gar nicht erst anfangen.

Auch werden in anderen Ländern, wie übrigens auch in Deutschland, ganz eifrig Vorurteile über Deutsche breitgetreten, positive (Fleiss, Pünktlichkeit) wie negative (Kaltherzigkeit, Rassismus). Aber das scheint ja schon lange keinen mehr zu ereifern.

Und eines noch zum Schluss:
Wenn "die Südländer" sich von Dijsselbloem angegriffen oder beleidigt fühlen, dann traue ich denen durchaus zu sich dazu selbst zu äußern. In deutschen Redaktionsstuben scheint das Vorurteil vorzuherrschen, dass man die in Schutz nehmen müsse weil die das selbst nicht könnten.

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