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  • Pearphidae

mehr als 1000 Beiträge seit 14.11.2021

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?

In dem Film "Russland, Putin und wir Ostdeutsche" (44:27 Min.) unternahm die ARD-Journalistin und Moderatorin Jessy Wellmer eine sehr persönliche Reise durch den Osten Deutschlands, interviewte dort sogar ihre eigenen Eltern.

https://pdvideosdaserste-a.akamaihd.net/dach/2022/10/20/6acf2631-3d70-4941-bf03-f9447e06884e/JOB_229900_sendeton_1920x1080-50p-5000kbit.mp4

Werte sind so eine Sache. Als Kinder übernehmen wir zunächst die unseres Einflissbereiches, bis wir in der Pupertät beginnen, diese in Frage zu stellen und eigene zu entwickeln, die sich optimalerweise bis zu unserem Lebens immer wieder wandeln, wenn wir uns selbst und Situationen kritisch betrachten.

Einigen Ostdeutschen war nicht klar, dass die Wiedervereinigung nicht nur den alten Bundesländern, sondern auch den Neuen "Opfer" abverlangt. Auch nicht, dass Wohlstand und Freiheit des Westens an denen sie seither teilhaben anderen Werten entspringen als denjenigen, die ihnen jahrzehnte lang eingetrichtert wurden und sie diese alten Zöpfe ablegen müssen, wenn sie in der neuen Welt glücklich werden wollen.

Für einige war es dann eine Art Kulturschock, den sie bis heute nicht überwinden konnten. Es gibt es einfach Menschen, die sich neuen Situationen schnell anpassen können und anderen, denen die Anpassung nicht gelingt. In der Wildnis werden Individuen von der Evolution gnadenlos aussortiert, wenn sie sich nicht anpassen können - in der Zivilisation versucht man sich ihrer anzunehmen und ihnen bei der Anpassung zu helfen.

Und trotzdem gibt es noch immer Ostdeutsche, die selbst wenn sie jetzt vielleicht weniger haben als manche Westdeutsche (auch da sind nicht alle reich), in besseren Umständen leben, als sie es sich zu DDR-Zeiten hätten träumen lassen, nicht begreifen, nicht nur alles Vorteilhafte einsacken und immer neue Ansprüche stellen zu können, sondern an der Gestaltung selbst mitmachen zu müssen. Wenn etwas nicht rund läuft, wird es entsprechend alten Mustern nicht öffentlich beklagt (weil das in der DDR nicht möglich war sind sie es einfach nicht gewöhnt Misstände im Detail anzusprechen) sondern der Unmut im Stillen in sich hinein gefressen.

Bis irgend ein Leithammel daher kommt, der es an ihrer statt anspricht und sie sich dem einfach nur anzuschließen brauchen. In der Herde wagen sie es dann, auf "die da oben" zu schimpfen - jedoch wieder ohne sich mit den Details wirklich intensiv auseinander zu setzen. Oberflächliche Parolen ersetzen den Blick auf komplette Parteiprogramme oder Vereinszielen - hauptsache sie können irgend jemand hinterdrein rennen, statt selbst Initiative ergreifen zu müssen.

Sie hatten es nicht gelernt und werden es wohl auch nimmermehr lernen können.

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