Es ist gut möglich, dass man Biden gegen Trump verlieren lassen wollte, um einigermassen gesichtswahrend aus der Ukrainenummer rauszukommen. Leider ist er nun wesentlich verwirrter als gedacht und es stellt sich die Frage, ob man ihn noch bis zum November durchschleifen kann. Passend dazu wird jetzt Harris zunehmend ins Rampenlicht gerückt, die bekanntermassen ähnlich chancenlos gegen Trump wäre, wie Biden selbst. Man könnte sie nominieren und es wäre trotzdem so gut wie sicher, dass Trump gewinnt.
Ich kann mir aber mittlerweile auch vorstellen, dass die entscheidenden Akteure der Democrats bis Anfang dieses Jahres tatsächlich dachten, man könnte Trump mit Biden irgendwie bezwingen, die Show weiterspielen, die Demenz von Biden so gut wie möglich verstecken, ihn nach der Wahl schliesslich durch Harris austauschen und so vier weitere Jahre an der Macht sein. Trump wäre bei der nachfolgenden Wahl 83 Jahre alt, die Demokraten hätten vier Jahre Zeit einen validen Kandidaten aufzubauen, wesentlich jünger und vitaler, und wir hätten wahrscheinlich 2028 eine ähnliche Debatte nur unter umgekehrten Vorzeichen. Die Gebrechlichkeit Trumps stünde im Mittelpunkt und würde ausgeschlachtet.
Auf diese Weise hätte man Trump auf Dauer verhindert und bliebe an der Macht. Die Ukrainefrage wäre zwar weiterhin offen, aber die Abkehr von der Ukraine hatte ja schon unter Biden begonnen und das Problem wurde bereits weitgehend nach Europa verschoben. Dies könnte man einfach weiter vorantreiben und sich so still und leise aus der Ukraine-Hilfe zurückziehen. Nur die NATO-Mitgliedschaftskarotte muss dafür weiter ganz dicht vor der Nase des ukrainischen Volkes baumeln.
Aber auch bei dieser Theorie hat der unerwartet rapide kognitive Verfall von Biden die Pläne durchkreuzt. Man hat die erste Debatte mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Absicht ungewöhnlich früh stattfinden lassen, aber nicht um Biden ins journalistische Messer von FOX-News laufen zu lassen, sondern um herauszufinden, zu was Biden wirklich noch fähig ist. Ob der Antwort, die Biden gegeben hat, sind sie wahrscheinlich selbst erschrocken. Ich glaube, die Panik war echt.
Ich glaube, dass neben Obama, Clinton (m/w) und Blinken auch und vor allem Jill Biden die Fäden zieht. Ich glaube, dass sie es war, die im Anschluss an die erste Debatte das ABC-Interview mit Stephanopoulos initiiert hat, um zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Denn wirklich zum "Abschuss freigegeben" wurde er erst in der Zeit zwischen dem Interview (einer Wohlfühlsituation mit einem ihm wohlgesonnenen Moderator) und dem NATO-Gipfel in Washington.
Dass Biden definitiv auf die eine oder andere Art und Weise abgesägt wird, erscheint momentan fix. Selbst die Tagesschau hat heute ausführlich über die Aussetzer Bidens berichtet, was einer Zäsur in der Berichterstattung gleichkommt, hat sie die Aussetzer doch bislang immer verharmlost.
Es könnte sein, dass die Entscheider der Demokraten spontan umgeschwenkt sind. Plan B wurde kurzfristig entwickelt oder war unausgegoren vorhanden, und er heisst:
Vier weitere Jahre Trump werden in Kauf genommen, mit der Möglichkeit in Ruhe einen siegfähigen Kandidaten für den nächsten Wahlkampf aufzubauen, der in beiden Kammern Mehrheiten generieren kann. Den Ausstieg aus dem Ukraine-Desaster nimmt man als I-Tüpfelchen mit.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Aber Biden wird wohl in allen möglichen Szenarien entfernt.