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  • JohnDoe777

503 Beiträge seit 28.01.2024

Falsche Debattenführung!

Der Artikel ist wohltuend differenziert und sachlich - chapeau!
Jedoch geht die dahinterliegende Debatte, besonders in den US-Medien aber großenteils auch hier in den Leitmedien - völlig am Thema vorbei! Man fragt sich, was aus dem differenzierten Journalismus geworden ist und warum beinahe jeder auf einen falschen Zug aufzuspringen scheint.

Es wird konsequent die Amtsfähigkeit mit der Bühnenperformance gleichgesetzt und damit verwechselt: Wie schlagfertig Biden nun auf einem Podium seinem Kontrahenten begegnet, wie wortgewandt, ideensprühend, witzig und spritzig er rüberkommt und sie stand- und gangsicher er auf dem Podium wirkt, wie heiser oder fest seine Stimme ist, wird als Maßstab genommen, ob er kluge Politik machen kann.
Dabei ließe sich die Frage einfach dadurch klären, indem man sich seine Politik genauer anschaut:
Viele Analysten sagen, dass er erfolgreicher ist als G.W. Bush und sogar Obama es politisch und im Hinblick auf Reformen gewesen sind. Obama nutzte sich in Grabenkämpfen mit den Republikanern im Kongress ab bis seine Gesetzesvorlagen völlig verstümmelt wurden, und ließ sich im HInblick auf die Berufung von Richtern den Schneid abkaufen. Obama war zweifellos charismatisch und jemand, der integrativ wirken wollte, aber letztlich war es dann Biden, der selbst mit den groteskesten, beton-widerständigen Gestalten aus der GOP vom Schlage einer Marjorie Tylor Greene, am Ende zielführende KOmpromisse eingehen konnte - eine politische Meisterleistung, die vermutlich niemand anderes so hinbekommen hätte.
Bidens INfrastrukturprogramm ist in Ausrichtung und Umfang beispiellos und hilft mit, den Wirtschaftsmotor "zu zünden". In der Tat zeigen fast alle wirtschaftlichen Indizes unter Biden steil nach oben.
Er hat lediglich das Pech gehabt, die FOlgen der Pandemie von Trump geerbt zu haben, und die unter anderem in einer für US_Verhältnisse außerordentlich hohen INflation mündeten.
Diese ist zwar mittlerweile eingedämmt und gut unter KOntrolle, aber die Kaufkraft der Leute ist dennoch spürbar schwächer als noch unter Trump - auch wenn er keinen Verdienst daran hat (correlation ist nicht causation), schmückt sich Trump aber mit diesen Federn der Geschichte und reibt den genannten Umstand Biden unter die Nase, wo er nur kann.

Ja. Biden wirkt tatsächlich etwas alt, keine Frage. Er hat Gleichgewichtsprobleme, ist nicht mehr der sicherste auf den Beinen, wortgewandt war er noch nie besonders, nun kommen noch Versprecher und Satzabbrüche hinzu.
Aber: so what? Ist es für einen Präsident nicht viel wichtiger, richtig gute Politik zu machen als auf der auf der Bühne den großen Zampano und Entertainer zu geben?

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