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358 Beiträge seit 31.07.2023

Re: Wenn in China alles so toll läuft, woher kommen die 21% Jugendarbeitslosigke

Alles nach Plan schrieb am 13.08.2023 15:26:

Quelle: Nationale Statistikbehörde Chinas

Zudem: Der Wert berücksichtigt 16- bis 24-Jährige in städtischen Gebieten.
Dort also wo es die meisten Arbeitsplätze gibt.
Der ländliche Bereich wird gar nicht ausgewertet.
Mag jeder selbst denken wie dort die Lage ist.

Das ganze nennt sich "Marktsättigung": auch in China möchten junge Erwachsene mit akademischen Abschluss in der Tasche eben nicht Vieh- oder Reisbauern werden, in einer Metzgerei arbeiten oder am Band stehen. Die ehemals goldene Regel, mit Studium bekäme man IMMER einen gut bezahlten Arbeitsplatz und müsste sich um nichts Sorgen machen, sind vorbei, wenn das hohe Wirtschaftswachstum sich stark verlangsamt. Und China hat, genau wie der Rest der Welt, drei Jahre Rosskur mit stark verlangsamtem Wirtschaftswachstum hinter sich, damit entstanden nicht genügend Arbeitsplätze, um den jungen Akademikern eine Perspektive zu bieten.

"Keine Jobs" stimmt ja so nicht. Aber warum soll's den Chinesen anders gehen wie uns? Hier bleiben jede Menge Ausbildungsplätze offen, weil keiner mehr Bäcker, Metzer oder Pflegekraft mehr werden will, schon gar nicht, wenn man meint, als Abi-Absolvent Anspruch auf einen Platz an der Uni zu haben und erstmal 10 weitere Jahre die Schulbank drücken will, bis "der zu mir passende Job sich findet". Kompromisse sind bei vielen Lebensentwürfen nicht vorgesehen? Bei uns kommt noch erschwerend hinzu, dass viele Studiengänge tatsächlich "brotlose Kunst" sind. Und die, die am Ende in der Gesellschaft benötigt werden (MINT) offerieren im Anschluss halt trotzdem nur marginal bessere Bezahlung als für den Facharbeiter bis Meister (Maschinenbau, Elektrotechnik, ...) oder die gleichen bescheidenen Arbeitsbedingungen wie für Pflegekräfte im Altenheim (Mediziner). Warum also teilsweise hinter dem Numerus Clausus versteckte mit hoher Aussiebequote versehene und damit an Fleiß und Herausforderungen verbundene Studiengänge antreten, wenn's auch einfacher zu haben ist und es mehr Geld gibt?

Leider wird, wie bei vielen anderen Bereichen des Lebens halt auch, in Deutschland keinerlei Kontrollsystem mehr gefahren und eben völlig am Bedarf vorbei ausgebildet. Wie gesagt, wir brauchen Facharbeiter, Handwerker, Gesellen im Metzgerhandwerk, bei den Bäckern, in den Friseursalongs, wir brauchen Pflegekräfte, Bus- und Bahnfahrer, wir brauchen Mechatroniker, Elektroniker, wir brauchen Landwirte, Klempner, Maurer uvm. Will aber keiner machen, weil "zu anstrengend, zu schlecht bezahlt, zu schlechte Arbeitsbedingungen". Natürlich könnte man was ändern, aber auch die Einstellung der jungen Menschen zu "normaler" Arbeit hat sich enorm gewandelt. Wie viele wollen "Influencer" sein oder irgendeinen Job machen, bei dem man kein Öl an den Fingern hat, keiner Witterung ausgesetzt ist oder wo's auch mal eklig werden kann? Wie viele wollen lieber im sauberen Büro hocken und mit dem Chef über's Homeoffice verhandeln, statt jeden Tag am Band zu erscheinen und beim Automobilhersteller in der Region Brötchen verdienen?

Auch in China werden vor allen Dingen dort Arbeitskräfte gebraucht, wo's laut, dreckig und anstrengend ist. Das will halt kein Uniabsolvent machen. Aber wenn der Arbeitsmarkt halt grad keine Uniabsolventen in den verschiedenen Fachbereichen braucht, dann müssen sie halt Ehrenrunden in einem anderen Gewerbe drehen und die Finger in Bewegung setzen. Mich überrascht nur, dass die doch stark von Planwirtschaft gezeichnete chinesische Gesellschaft einen derartigen Überhang an Universitätsabsolventen hat, dass jeder Fünfte davon nicht gebraucht wird in der Volkswirtschaft. Hat sich da wer verrechnet bei den Planern? Wächst die chinesische Wirtschaft langsamer?

Auf jeden Fall sind die Chinesen weiter weg von einem "totalen Crash" wie fast jedes westliche Land, einschließlich die auf Petrodollar und Fiat-Geld basierende USA und die meisten Länder in Europa.

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