Das im Artikel die USA kurzfristig auf die Größe einer mittelgroßen Stadt schrumpfen ("zu genau zwei Kandidaten führt – bei immerhin 335.000 Einwohnern.") sei geschenkt, das ist ein Vertipper, wenn auch kein kleiner.
Aber:
An dieser Stelle sind die US-Amerikaner trotz aller Kritik an ihrem teuren Wahlkampf vielleicht sogar demokratischer aufgestellt: Denn in Deutschland können die Bürger bekanntlich den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin gar nicht wählen.
Die Bürger in den USA wählen nicht den US-Präsidenten, sondern das "Electoral College". Und die Wahlmänner können theoretisch anders abstimmen als von den Wählern gewünscht (auch wenn das juristisch umstritten ist).
Der Hammer ist aber dieser Satz:
Kein Kandidat fürs Kanzleramt muss später auch im Bundestag zur Wahl stehen, ebenso wie in den Landesparlamenten bei der Kür des Ministerpräsidenten (oder bei der Wahl einer EU-Kommissionspräsidentin).
Das ist schlichtweg falsch. Kanzler und Ministerpräsidenten müssen vom Bundestag und den Landesparlamenten gewählt werden. In Schleswig-Holstein scheiterte Heide Simonis 2005 hier in vier Wahlgängen an der fehlenden Mehrheit. Im Bundestag war es 1974 Rainer Barzel der ebenfalls knapp daran scheiterte Willy Brandt abzulösen.