Als die USA sich geweigert haben mit Russland zu verhandeln hatte ich ein schlechtes Gefühl.
Meines Wissens hat Russland keine Verhandlungen gefordert, sondern einen Vertragsentwurf mit Maximalforderungen übermittelt, die NATO und USA unterschreiben sollten. Es wurde von russischer Seite auch kein Ultimatum gestellt oder ein Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine hergestellt. Zu dem Zeitpunkt der Antwort von Stoltenberg und Blinken bestritt Moskau vehement überhaupt solche Angriffsabsichten zu haben. Das sei "Kriegshysterie" sagte Putin. Und so blieb völlig unklar, welche Gegenleistungen Russland eigentlich anbot.
Insbesondere Blinken betonte, dass man die Krise diplomatisch lösen wolle, dass aber einige der von Russland genannten Punkte im Widerspruch zu anderen Abkommen stünden, z.B. der in der KSZE-Akte vereinbarten Bündnisfreiheit. NATO und USA lehnten es ab, über Forderungen zu verhandeln, die Rechte der Ukraine oder von anderen Drittstaaten einschränken.
Die späteren Reden von Putin unmittelbar vor der Invasion lassen eigentlich keinen anderen Schluss zu, als dass es Russland nie wirklich um eine dauerhafte Neutralität der Ukraine gegangen ist, sondern um eine Wiederherstellung des russischen Einflusses und ein Ende der demokratischen Entwicklung in der Ukraine, die eine latente Gefahr für Putins Herrschaft darstellt. Das russische Volk hätten irgendwann fragen können, warum in der gegenüber dem mächtigen Russland so mickrigen Ukraine friedliche Regierungswechsel, eine starke Opposition und bürgerliche Freiheiten möglich sind, während Russland immer weiter in die Diktatur abrutscht.