Wie handelt China?
Anscheinend doch so, daß sie dort bei der Einreise erheblichen Aufwand treiben, um sicher zu sein, daß sie sich keine Infektionen ins Land holen. Die damit verbundenen Unannehmlichkeiten bürden sie dem Einreisenden auf, der ja keineswegs gezwungen ist, nach China einzureisen. Für die einheimische Bevölkerung scheint aber, sofern nicht gerade irgendwo ein lokaler Ausbruch stattfindet, das Leben weitgehen normal zu sein. Da kaum jemand, der einigermaßen bei Trost ist, illegal nach China einreisen wird, werden die meisten Einreisenden von dieser Prozedur erfaßt.
Sicher funktioniert diese Vorsichtsmaßnahme nicht immer, aber dann sind Infektionen selten genug, daß man etwa entstehende Glutnester schnell austreten kann. Für die dazu notwendige Nachverfolgung haben sie dort die Technik, und wenigstens bei den meisten 汉-Chinesen auch ein gewisses Grundvertrauen, daß ihnen die Regierung nicht grundsätzlich übel will und die Maßnahmen im eigenen Interesse sind.
Impfung haben sie mit eigenen Impfstoffen auch und üben wahrscheinlich auch den nötigen Druck auf Impfunwillige aus. Auch in diesem Zusammenhang gibt es das eben erwähnte Grundvertrauen. Daß die derzeitigen Impfstoffe möglicherweise schlechter als die im Westen sind, ist da nicht so wichtig, denn die Impfung ist für China nur die dritte Verteidigungslinie, nach der Kontrolle der Einreise möglicherweise infizierter Personen und der Fähigkeit, die Infektionsketten im Inland notfalls unter Kontrolle zu bringen.
Wie handelt Deutschland?
Am Anfang der Pandemie erst einmal mit der Verbreitung vollkommen närrischer Thesen (passend damals zur Narrenzeit!) wie etwa, daß die Infektion für die meisten Betroffenen nur ein harmloser Schnupfen sei und man sich keine hochwertigen Partikelfiltermasken kaufen müsse, weil regelmäßiges und gründliches Händewaschen der beste Schutz vor einer Ansteckung sei. Damit dürften sie bei vielen Leuten das Restvertrauen (soweit vorhanden) in ihre Fähigkeit, die Pandemie zu bewältigen, weitgehend zerstört haben. Wenigstens war das bei mir so.
Als sie dann gesehen haben, daß das so nicht stimmt, haben sie die Einwohner erstmal zu Hause eingesperrt. Aber Flugzeuge aus dem Iran sind, glaube ich, im März 2020 noch viele gelandet, als es für die heimische Bevölkerung schon längst massive Einschränkungen gab. Die heilige Kuh einer möglichst ungestörten und wenig kontrollierten Einreise nach Schland durfte halt nicht geschlachtet werden. Die Idee, daß man restriktive Einschränkungen für das normale Leben möglichst nur behutsam und für einen eng begrenzten Zeitraum einführt, der Bevölkerung ein weitgehend normales Leben ermöglicht und statt dessen das Einschleppen von Infektionen ins Land möglichst unterbindet, ist doch im Grunde fast schon als braun diffamiert. Bei der Vorstellung, was eine derartige Politik einmal einer Pandemie eines wirklich gefährlichen Erregers wie Nipah anrichten wird, kann einen nur das kalte Grauen packen.
Das Muster hat sich so fortgesetzt, beispielsweise auch was das Verhältnis angeht von Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz verglichen mit Maßnahmen, die das Privatleben der Leute einschränken. Man hat zwar einige Maßnahmen beschlossen, aber davon, daß etwa der Arbeitgeber dort, wo ein ernsthaftes Infektionsrisiko besteht, seine Leute mit FFP3-Masken oder P3-Filtern schützen muß, ist man doch anscheinend weit entfernt. Das wäre wesentlich teurer und man müßte aus arbeitsrechtlichen Gründen häufige Pausen bei der Arbeit einrichten. Einige Arbeitgeber wie Tönnies, die sich an die relativ laschen Regeln nicht gehalten haben, hat man zeitweise dichtgemacht. Aber davon abgesehen hat man Härten auf der Arbeitgeberseite nur dort zugelassen, wo es sich um kleine Selbständige wie Gastwirte oÄ handelt.
Im Augenblick ist die Situation so, daß der Versuch, Impfungen als erste Verteidigungslinie gegen die Ausbreitung von COVID-19 einzusetzen, krachend gescheitert ist, weil die Schutzwirkung gegen Weitergabe der Infektion bei den verfügbaren Impfstoffen dafür einfach viel zu schwach ist. Man versucht den Druck auf die Ungeimpften zu erhöhen, aber selbst eine 100%ige Impfrate würde die aktuelle Infektionswelle nicht brechen. Deren Ausmaß ist schwer einzuschätzen, weil man aus purer Schikane gegen die Impfunwilligen die Testerei zurückgefahren hat. Die derzeitige Dunkelziffer könnte daher die höchste seit Beginn der Pandemie sein.
Ein weiteres Problem dürfte das fehlende Grundvertrauen vieler Bürger gegenüber dem Staat sein. Leute, die es vollkommen unbegreiflicherweise persönlich nehmen, wenn man sie ungestraft als Köterrasse beleidigen darf, haben dann vielleicht auch nicht so viel Vetrauen in ihren Staat wie ethnische 汉 in China, sondern nur so viel wie Uiguren oder Tibeter in China. Aber das Mißtrauen ist anscheinend nicht auf diesen Bevölkerungsanteil eingeschränkt, denn auch in Gegenden mit einer Soziologie wie in Duiburg-Marxloh soll ja die Impfrate teilweise noch niedriger sein als in Thüringen oder Sachsen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.11.2021 01:24).