Nicht, dass der Journalismus vor Corona in einem guten Zustand gewesen wäre, aber es gab zumindest noch hin und wieder eine kritische Meinungsäußerung. Mittlerweile ist das nur noch Regierungspropaganda. Und spätestens seit dem Ukrainekrieg sind endgültig alle Hemmungen gefallen.
Corona: Alle anderen Ländern sind blöd und die Ungeimpften sind an allem schuld. Wo es nur geht, wird gehetzt und diffamiert. Demonstranten sind sowieso alles Coronaleugner und Covidioten.
Ukrainekrieg: Es gibt keine Vorgeschichte zum Krieg. Der Westen will nur Gutes, die Russen sind böse. Putin ist verrückt, Selenskji ein Held. Die ukrainische Armee besteht ausschließlich aus tapferen Widerstandskämpferin und die Russen sind Invasoren, die Kinder und Frauen vergewaltigen und töten sowie mit voller Absicht auf zivile Wohnblöcke schießen.
Besonders erschreckend wird es für mich, wenn man sich an die westlichen Krieg zurückerinnert. War da jemals die Rede von "westlicher/amerikanischer Aggression"? Wurde der völkerrechtswidrige Angriffskrieg des Iraks auch jemals so genannt? Oder war es einfach nur der "Irakkrieg" bzw. eine "Friedensmission"? Und wurde doch mal ein Wohnhaus oder Krankenhaus getroffen, war es entweder nur ein bedauerlicher Kollateralschaden oder die Terroristen waren schuld, weil sie sich feige hinter Zivilisten versteckt haben. Die Rollen sind jetzt einfach nur vertauscht.
Ebenso ist die Berichterstattung auf Spiegel & Co. erstaunlich unterkomplex. Das ist auch einfach nicht mal mehr gut. Oftmals sind das nur irgendwelche Agenturmeldungen. Eigene Recherche? Fehlanzeige! Der Versuch auch mal Stimmen aus dem Ausland einzufangen (vllt. sogar aus Russland)? Wozu denn? Stattdessen bekommt man lediglich wirklich grottenschlechte 500-Wörter-Artikel geliefert, die genauso austauschbar wie nichtssagend sind. Hauptsache man bekommt irgendwo seine Buzzwörter wie "russischer Angriffskrieg" unter.
Und gab es früher wenigstens ein paar alternative Medien, so hat man es mittlerweile geschafft, den Großteil zu zensieren. Telepolis und die Nachdenkseiten sind für mich noch so die letzten beiden Schutzräume, die es im deutschsprachigen Raum gibt, und wo man auch noch Widerspruch zu hören bekommt. Fragt sich nur noch für wie lange?
Es ist einziges Trauerspiel. Und nein, in Russland & China sieht es in puncto Meinungsvielfat noch schlechter aus. Nur wird man auch hier immer autoritärer. Ein Assange kann ein Lied davon singen. Die Einschläge kommen immer näher.