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  • Traktorist

mehr als 1000 Beiträge seit 19.11.2006

Aufmerksamkeitsökonomie

Das ist wenig überraschend. Immer mehr Informationquellen konkurrieren um unsere Aufmerksamkeit, rund um die Uhr, überall präsent, immer kurzatmiger. Die an Informationen interessierten Leute rezipieren heute ein vielfaches der Informationen wie vor 10 oder 20 Jahren, und das quasi durchgängig. Die anderen Leute kriegt man eh nicht, erst recht nicht zum Bezahljournalismus.

Dass breit etablierter Bezahljournalismus das nächste große Ding wird und sich als Geschäftsmodell etablieren wird, das die Rückgänge im Printbereich einfach so kompensiert, war schon immer der naive Traum von Leuten, die die grundlegenden Veränderungen der Branche und der Märkte nicht verstanden oder ignoriert haben.

Das wird sich auch nicht mehr umkehren. Es wird natürlich auch künftig Geschäftsmodelle geben, die richtig gut funktionieren. Das wird allerdings eher nicht die Paywall vor Online-Zeitungen sein, die massenhaft Agenturmeldungen wiederkäuen, immergleiche Themen voneinander abschreiben, Regionalblättchen simulieren, die aus entfernten Zentralredaktionen kommen und darüberhinaus mit anderweitigen Akzeptanzproblemen zu kämpfen haben.

Dass Leute inzwischen verstärkt zu Unterhaltungsprogrammen greifen, ist kein Alarmzeichen dahingehend, dass die Leute verblöden. Denn der Nachrichtenkonsum bleibt trotzdem hoch, nur eben nicht mehr exklusiv bei den herkömmlichen Medien und Marken. Der Erfolg von Netflix & Co ist ein Zeichen dafür, dass Leute durchaus bereit sind, für digitale Inhalte zu zahlen, wenn sie denn zeitgemäß sind und die veränderten Gewohnheiten ihrer Zielgruppen berücksichtigen.

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