Man stelle sich folgendes vor: Nach dem Kauf einer Zeitung am Kiosk stellt man fest, dass die meisten Seiten leer sind. Gedruckt wurden ausschließlich ein paar belanglose Nachrichten und natürlich viel Werbung. Empört kehrt man zum Kiosk zurück und reklamiert. Da antwortet der Verkäufer: "Wenn Sie eine Zeitung mit allem Inhalt haben wollen, müssen Sie deutlich mehr bezahlen!"
Mit dem Internet ist es eigentlich auch eine ähnliche Angelegenheit. Obwohl jeder weiß, dass mit den Telekom-Gebühren nur eine technische Dienstleitung abgedeckt ist, erwartet man Informationen, Nachrichten und Service, eben nicht nur Shops, Werbung, Propaganda, Marketing und ansonsten Bezahlschranken.
Heute findet man hilflose Versuche der Verlage, ihre Kunden zur Kasse zu bitten. Man offeriert Anreißer zu kostenpflichtigen Angeboten, gibt Abonnenten exklusiven Zugang zu Nachrichten, bittet um Spenden oder verhindert zumindest Werbeblocker - aber alles mit mäßigem Erfolg. Denn wie erfolgreich die einzelnen Maßnahmen sind - darüber verweigern die Verlage Auskunft. Man kann deshalb getrost annehmen, dass keine dieser Maßnahmen sich erfolgreich darstellt.
Es ist ja auch blöde, wenn man sich umfassend informieren will, müsste man sich auf einer Vielzahl von unterschiedlichen Medien registrieren, deren unterschiedliche Bezahlsysteme akzeptieren und meist dauerhafte finanzielle Verpflichtungen eingehen, von denen sich schnell herausstellt, dass man das alles gar nicht braucht und auch nicht will.
Das Geflenne der Verlage ob mangelnder finanzieller Einnahmen durch das Internet kann man getrost ignorieren. Denn tatsächlich sind die Medienunternehmer an der heutigen Situation selbst schuld. Ende des letzten Jahrtausend träumte man in deren Führungsetagen von der Cashcow Internet, die es möglich machen sollte, mit geringen Kosten ein Maximum an Profit zu erwirtschaften. Ganz ohne teure Druckkosten, ohne Vertrieb und Logistik glaubte man, seine Leser zukünftig durch das Internet beliefern zu können.
Und so verhinderte man eine ganz einfache Regelung, die Internetaktivisten damals gefordert hatten. Dass nämlich zuzüglich zu den Internetgebühren ein gewisser Obolus für die Inhalte im Netz eingezogen wird. Beispielsweise bei 30 € Zugangsgebühren für das Internet kommen noch 10 € für die Inhalte oben drauf. Diese Gebühren werden dann an alle -wirklichen- Content-Lieferanten verteilt - also Nachrichtenredaktionen, Informations- und Wissenschaftsdienste und Musik- und Videoportale. Verteilt wird das Geld entsprechend der Aufrufe.
Gegen solche Regelungen liefen damals die Medienhäuser Sturm. Denn profitiert hätten von solch einer Regelung auch völlig unkommerzielle Initiativen wie z.B. Wikipedia und ähnliche Initiativen. Genau solche Einrichtungen wollte man verhindern, genau so wie unkommerzielle Musik- und Videoportale.
Eine entsprechende Weichenstellung wäre heute noch immer möglich und wirksamer als Leistungsschutzrechte und ähnlicher Unsinn.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.06.2019 19:28).