Flintix schrieb am 31.12.2024 10:48:
Guckstu schrieb am 31.12.2024 10:32:
Damit Putin Atomwaffen einsetzt, muss die Situation für ihn also schlimmer sein als ein Truppenrückzug auf breiter Front mit Aussicht auf Verlust von Donbas und Krim.
Da die Ukraine und der Westen gar nicht mehr wollen als das, wird die russische Schwelle zum Atomwaffeneinsatz nicht erreicht.Es gibt einen entscheidenden Unterschied gegenüber 2022. Laut russischem Selbstverständnis, gehören Krim, Donbas & Co inzwischen zu Russland. Russland würde also russisches Staatsgebiet verlieren und das ist was ganz anders als sich aus fremden Gebieten zurückzuziehen.
Das ist nicht der entscheidende Punkt. Die Russen wissen selber, dass diese Verfassungsänderung nur Papiergeraschel ist.
Entscheidend ist, dass Russland eine Bestandsgarantie hat. Niemand verkündet ein Kriegsziel mit Regime Change in Russland, oder gar Annexion von russischem Gebiet innerhalb der international anerkannten Grenzen.
Und die galt und gilt, damals und heute. Selbst die aggressivsten Ukraineunterstützer haben nie irgend etwas gefordert, das diese Garantie auch nur angetastet, geschweige denn ausgehebelt hat. Da ist nichts, nicht mal ein Plan à la "lasst uns Gelände besetzen und dann Volksabstimmungen durchführen", was nach Selbstbestimmungsrecht der Völker sogar völkerrechtskonform durchführbar wäre - aber nein. Die Weststaaten bestehen darauf, dass Grenzen nicht durch Krieg verschoben werden dürfen und wenden das sogar gegen Russland an, das systematisch gegen dieses Prinzip verstößt.
Nach deiner Argumenation hätte "der Westen" viel massiver eingreifen müssen und sollte sofort Bodentruppen schicken. Eine Atomare Eskalation Russlands ist ja völlig ausgeschlossen.
Wäre meine Empfehlung, ja.
Würde unterm Strich weniger Zerstörung, weniger Verletzte und weniger Tote bedeuten, als wenn man diesen Krieg mit der momentanen, eher halbherzigen Unterstützung weiter laufen lässt, das zögert das Ende nur hinaus.
Aber das wird wohl nicht geschehen.
Viele EU-Staaten wollen nicht mehr Geld ausgeben. Vermutlich oft im Gedanken, dass die russische Wirtschaft ohnehin zusammenbricht und sich die derzeitige Unterstützung als ausreichend erweist; sie ignorieren oder nehmen in Kauf, dass das wegen der längeren Kriegsdauer mehr Tod und Zerstörung bedeutet (aber nicht im eigenen Land, hurra), und dass eine Stockung beim Nachschub das Ende der Ukraine und ein Scheitern bedeuten könnte.
Einige EU-Staaten wollen die Ukraine sogar Russland zum Fraß vorwerfen; die stecken vermutlich tief in Putins Hintern drin, Russland hat ja genügend Geld, um Politiker großzügig zu bestechen.
Dann gibt es noch die extremistischen Pazifisten, die meinen, JEDER Krieg sei unerträglich und müsse beendet werden, selbst wenn es bedeutet, dass die Ukraine unter russische Oberherrschaft kommt.
Die ignorieren, dass Russland einen kulturellen Genozid vorhat, dafür das ukrainische Volk umerziehen will, und dass die russischen Methoden der Umerziehung ausgesprochen sorglos mit menschlichem Leben umgehen; da sterben unterm Strich mehr Menschen, als im Krieg bisher überhaupt an Verlusten entstanden sind, und die Überlebenden haben dann obendrein 10 Jahre weniger Lebenserwartung als wenn die Ukraine in den Westen kommen könnte. Ignorieren die halt alles, die schrecklichen Zustände im Frieden kann man ja einfach weglassen, über die Berichte aus Russland regt sich ja auch niemand auf, geht uns nix an - im Grunde wollen die Extrempazifisten auch nur diesen "geht uns nix an" pflegen und keine Sorgen wegen Wirtschaft oder Kampfhandlungen haben, sollen die Ukrainer doch verrecken.
Da steckt dann ein gehöriges Maß an Heuchelei drin, wenn man die Kriegstoten beklagt und die Unterdrückungstoten ignoriert.
Und für derartige Heuchelei zur Maskierung der eigenen Feigheit habe ich eigentlich nur Verachtung übrig; ich muss mich immer sehr zurückhalten, um nicht Forumsregeln zu verletzen, wenn ich diese Sorte Heuchelei im Forum antreffe.