Parteien müssen aber auch Mitglieder haben, um breite Programme zu entwickeln und zu vermitteln, ihre politische Richtung zu stabilisieren - und nicht zuletzt um Wahlkampf zu führen. Sollen die Mitglieder motiviert werden, müssen sie auch gehört werden, ja Einfluss bekommen; Mitgliederbefragungen (Abstimmungen mit oder ohne Bindungswirkung) sind ein Mittel dafür. Daran ist nichts odiös.
Die einfachen Mitglieder sind immer noch viel repräsentativer für die Wähler als die Parteispitzen!
Wenn es üblich wird, dass Parteien ihre Mitglieder befragen, dann wird das auch eine neue Chance für die Parteien, ihre Mitgliederschar wieder aus breiteren Kreisen der Gesellschaft aufzubauen. Dies sollte im Internetzeitalter natürlich auch ausgenutzt werden, da die Kosten dieser Veranstaltungen sehr begrenzt sein können.
Angehörige des öffentlichen Dienstes sind unter den Mitgliedern überrepräsentiert, aber noch mehr unter den Parlamentariern und Inhabern politischer Ämter. Das liegt weniger an Ämterpatronage, sondern vor allem daran, dass politisch und gesellschaftlich Interessierte generell eher Jobs in der Verwaltung anstreben, als Desinteressierte. Allein dies macht, dass sie auch in Parteien gehäuft auftreten. Z.B. kann man den hohen Anteil öffentlich Beschäftigter, die es seit eh und je unter den Grünen gab, ursprünglich ganz sicher nicht mit Ämterpatronage erklären. Für Verwaltungsangehörige und Beamte gibt es zudem favorable Bedingungen, ein politisches Amt anzutreten, ohne Karrierechancen zu riskieren.