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  • Leopardus pardalis

8 Beiträge seit 15.08.2020

Das ist Solidaritätsentzug

In Kriegen lügen beide Seiten, dass sich die Balken biegen. Die Standardlüge ist die Kriegsverbrechen des Gegners in grellen Farben herauszustellen, über die Kriegsverbrechen der eigenen Soldaten aber den Mantel des Schweigens zu legen.
Dadurch soll das eigene Volk dazu gebracht werden, diesen Krieg als gerecht zu empfinden und begeistert zuzustimmen.

Genau hier liegt Julian Assanges "Verbrechen": Mit der Veröffentlichung von Collateral Murder hat WikiLeaks bewiesen, dass die US-Soldaten nicht nur Helden, sondern auch Kriegsverbrecher in ihren Reihen haben. Das schwächt die Feindbilder natürlich beträchtlich.

Nach den Erfahrungen des Vietnamkrieges in dem es noch so etwas wie Pressefreiheit gab, soll jetzt eine harte Zensur für eine kritikfreie Berichterstattung sorgen. Da soll dann an Julian Assange ein richtig abschreckendes Exempel statuiert werden. Dafür werden ganz nach diktatorischen Vorbildern grotesk hohe Strafmaße, Isolationsfolter und die üblichen Verratsvorwürfe in Stellung gebracht.

Der für uns näherliegende Skandal ist, dass die Mehrheit in Politik und Medien in Deutschland Solidaritätsentzug betreiben, indem viel zu selten über diesen Glaubwürdigkeitsskandal der westlichen Welt berichtet wird. Und wenn, dann distanziert man sich. Zitat Frankfurter Rundschau vom 18. Juni: "De facto ist Assange Mitglied der australischen Pressegewerkschaft, als Journalist hat der Hacker und Aktivist aber nie gearbeitet."

Unsere Außenministerin wirkt auf mich nicht zaghaft, sondern schlicht desinteressiert.

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