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32 Beiträge seit 22.06.2024

Monadologie

Jahrhunderte hindurch besaßen die Menschen das Konzept „Gott“, also eine Instanz für das totale Wissen, gewissermaßen eine Garantie für die Richtigkeit von menschlichen Aussagen.

Der Positivismus hat „Gott“ durch die mathematische Aussagenlogik ersetzt. Nietzsche hat deshalb Gott für tot erklärt und die Verantwortung vollständig in die menschliche Sphäre übertragen, in einen „Übermenschen“.

Die binäre Logik einer mit BigData gefütterten Turing-Maschine hat sich heute scheinbar wieder vom Menschen emanzipiert. Die KI nimmt für viele Zeitgenossen die Stelle einer „göttlichen“ Allwissenheit ein.

An dieser Stelle kommt Hölderlins Zitat aus dem Hymnus „Patmos“ ins Spiel. Hölderlin möchte sagen, dass ein Mensch „allein“ das Ganze nicht erfassen kann. Es bedarf der Gemeinschaft, um komplexe Aufgaben lösen zu können. Die „Gemeinschaft der Menschen“ ist das „Rettende“ und nicht eine irgendwie besser genutzte Technik.

Heidegger übrigens dachte kurze Zeit daran, dass eine nationalsozialsistische „Volksgemeinschaft“ diese Aufgabe übernehmen könnte, hat aber schnell gemerkt, dass er da auf dem Holzweg ist.

Ein aus einem komplexen Zusammenhang herausgerissenes prominentes Zitat als Argumentationshilfe zu nutzen, ist ein Beispiel für genau jenes einsame Sprachspiel, dass Hölderlin in „Patmos“ kritisiert.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.07.2024 13:06).

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