Irgendwo in den Tiefen meiner Erinnerungen meine ich mal gelesen zu haben, dass mit dem Brettspiel Go die Chinesen den einen oder anderen Konflikt ohne Krieg haben lösen können. Ist vielleicht auch nur eine Legende oder Mythos, aber die Idee steht.
Jetzt stellen wir uns mal vor, wir hauen uns nicht mehr ressourcenintensiv auf den Kopf mit der dicksten Keule, sondern machen das wie zivilisierte Leute: wir verlegen den Konflikt in die virtuelle Welt. Am Ende geht's ja meistens sowieso nur darum, wer Recht hat und wer nicht. Das könnte man aber eben auch am Rechner klären. Nicht etwa stumpf "Egoshooter" oder bei 'ner Art "MOBA", sondern ganz staatsmännisch bei nem virtuell ausgetragenen Krieg auf realem Kartenmaterial. Als Ausgangsbasis dienen ebenfalls reale Wirtschaftswerte & Zugriff auf Ressourcen. Das ganze läuft dan solange, bis eine Seite die Sache für sich entscheiden kann. Die Vertragsdetails werden dann anhand des Ausgangs des virtuellen Kriegs festgezurrt. Vorteil? Die Anzahl im Krieg umgekommener Menschen ist Null. Die Umwelt profitiert auch davon und es werden auch keine landwirtschaftlichen Flächen mit Kampfmitteln kontaminiert. Also eigentlich zum Vorteil aller, wenn sich unsere Politiker nur noch virtuell prügeln, wer den Längsten hat.
Lustig finde ich das also alles nicht. Kein normaler Mensch will dem anderen das Lebenslicht aushauchen. Betonung liegt auf "Normal". Damit also ein normaler Mensch bereit ist, auf einen anderen zu schießen, muss er dazu "motiviert" werden, z.B. mit Patriotismus, Halbwahrheiten und "Feindbildpflege". Der auf der anderen Seite, der "Feind" bekommt aber genau den gleichen Spaß erzählt. Am Ende stehen sich also zwei Menschen als "Feinde" gegenüber, die unter normalen Umständen nicht auf sich schießen würden.
Die Idee, von KI gesteuerte Kampfroboter einzusetzen schont höchstens die eigenen Soldaten. Von Waffengleichheit wird hier nicht gesprochen: man wird ja wohl kaum dem Gegner von morgen heute die Baupläne für Kampfroboter überlassen, damit es "fair" auf dem Schlachtfeld zugeht. So funktioniert das nicht. Hier soll "idealerweise" nur der Gegner die herben Verluste an Menschenleben kassieren, weil der keine Kampfroboter hat, während die eigene Seite sich wenig Sorgen um menschliche Verluste machen muss. Man gibt also nicht die dicke Keule dem anderen, sondern sorgt dafür, dass es nur eine dicke Keule gibt, die man auch nicht aus der Hand legt.
Da wären wir eigentlich auch an dem Punkt, wo mein kleiner Wunsch, man möge doch das mit dem Krieg zukünftig virtuell austragen, nicht in Erfüllung gehen wird. Man will ja keine Chancen- bzw. Waffengleichheit. Man will ja dem Gegner nicht nur zeigen, dass man Recht hat, sondern auch noch sicherstellen, dass er's möglichst eindrücklich merkt.
Zivilisation: "wenn dem Recht des Stärkeren durch das Gesetz Einhalt geboten wird."
Tja.
Wie weit wir uns davon gerade entfernen ...
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.09.2024 01:39).