Schon gar nicht orientiert sich Kreativität an likes or dislikes oder was der eine oder andere meint, was kreativ oder künstlerisch wäre.
Kreativität ist das unknown unknown. Jeder weiß, dass es diese erwarteten Unbekannten wieder einmal eintreffen werden, aber keiner kann ein aktuelles Beispiel anführen. Wir können nur in die Vergangenheit blicken und "oops, das hab ich nicht kommen sehen!" sagen.
Auf echte Kreativität erfolgt aber diese Reaktion. Vorschläge und Ideen, die außerhalb des Vorstellungsraumes des Rezipients liegen, weil sie Erstaunen und Verwunderung hervorrufen sind kreativ. Ob sie gefallen oder nicht, ob sie als schön oder hässlich empfunden werden, als nützlich, schwachsinnig, pervers, krankhaft oder was auch immer für Bewertungen gefällt werden, spielt für die Kreativität nicht die geringste Rolle.
Insofern war die KI bereits schon äußerst kreativ. Mit Händen mit 6 Fingern und Gerichtsurteilen mit herbeiphantasierten Aktenzeichen hat niemand gerechnet. Folglich handelt es sich dabei um Kreativität, ungeachtet der Gründe und Umstände.
Jedes Argument, dass diesen logischen Schluss anfechtet maßt sich an, die Deutungshoheit über Kreativität und Kunst im Allgemeinen übernehmen zu können. Je genauer die Vorstellungen dieser kleinbürgerlichen, selbsternannten Kunstkritiker, umso weiter liegen sie vom wahren Wesen der Kreativität entfernt.
Was die Forscher produziert haben war eine Studie über Wohlgefallen von KI-generierten, für die menschlichen Sinne wahrnehmbare Inhalte und dem Nutzen für die Ersteller, die sich Künstler schimpfen. Außer vom angelesenen Wissen über Kreativität und Kunst haben sie keine Ahnung, womit sie sich wirklich beschäftigen. Keiner von ihnen hat jemals einen echten kreativen Prozess selbst erlebt oder durfte wenigstens einem beiwohnen.
Diese meine Kritik gilt übrigens auch für die meisten Bücher und für Kreativitätstrainer die uns erklären wollen, wie man kreativer wird und das mit den ständig gleichen, folglich unkreativen Methoden an Leichtgläubige verscherbeln.
Kreativität wird zwar überall gefordert, wird aber in Wirklichkeit mit allen Mitteln bekämpft, denn sie stellt eine Gefahr für das innere Wohlempfinden der Minderkreativen dar. Die lassen sich lieber von Häkeldeckchenkreativen Honig um's Maul schmieren und verschanzen sich mit ihren Leidensgenossen in ihrem TINA-Bunker.
KI kann selbstverständlich sehr wohl kreativ eingesetzt werden, aber dann muss man sich auf diese Kreativität auch einlassen und darf sie nicht an unsere gegenwärtigen Wünsche anpassen. Doch unser Umgang mit Kreativität und KI ist geprägt von Angst und Konservatismus und so sperren wir die Chance für einen weiteren Entwicklungsschritt für die Menschheit lieber in einen Käfig als uns kreativ damit auseinanderzusetzen.