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  • RWKM

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Re: 13 Euro für einen Cappuccino im Café bei 48 Cent Kosten für das Pulver ??

Stimmy schrieb am 02.09.2024 11:49:

Genau mein Gedanke.
Allerdings ist das in betriebswirtschaftlichen Kostenrechnungen nicht so unüblich: Auf anfallende Kosten - z.B. das Kaffeepulver - wird eine prozentuale Marge draufgerechnet.

Im Gastronomiebereich gibt es die Faustregel, dass man das Dreifache des "Materialpreises" nehmen muss, um über die Runden zu kommen. Da liegt der Cappuccino aber schon darüber, d.h. hier würde die Faustregel eher nicht zu kostendeckenden Preisen führen.

Wenn der Einkaufspreis steigt, steigt damit auch die Marge, und letztlich hat die höhere Marge einen großen Anteil an der Preiserhöhung.

Ich hatte exakt diese Diskussion in der Arbeit schon:
Ich: "Wenn wir hier dieses etwas bessere Bauteil verbauen würde, würde das Produkt ein Stückchen besser werden, und das Teil kostet nur 10 Cent mehr...". Bei einem Produkt, was grob 200€ in der Produktion kostet.
Projektverantwortlicher: "Aber dann wird unser Einkaufspreis 10 Cent höher, da brauchen wir auch unsere Marge frauf, der Händer hat seine Marge, usw."
Ich: "Okay, dann halt nicht..."

In meinen Augen ergibt diese Rechnung so keinen Sinn (=> entscheidend ist doch zusammen mit der Stückzahl letztlich, wie viel Euro und Cent Gewinn man an jedem Produkt macht), aber sie wird betriebswirtschaftlich eben so angewandt.

Alles, was man einkauft, bedeutet Kapitaleinsatz. Dafür muss man eine Rendite erwirtschaften, die deutlich über der eines Sparbuchs liegen sollte. Und das gilt natürlich auch für die ganze Vertriebskette. Ist der Kapitaleinsatz größer, dann muss sich der Endverkaufspreis entsprechend mit einem Faktor multipliziert erhöhen.
Von daher ist klar, dass aus 10 Cent im Einkauf schnell das Dreifache oder mehr im Endpreis wird.

Ob man bei dem Kaffeepulver allerdings gut über 1000% Marge ansetzen muss (dann würden Ihre Zahlen mit dem Kaffeepreis etwa hinkommen), finde ich auch zweifelhaft.

Nein, wenn der Wareneinkaufspreis eine wesentliche Rolle spielt, dann gilt in der Gastronomie grob die Faustregel, dass auf der Speisekarte der dreifache Preis stehen muss.
Wenn wie beim Kaffee der Wareneinkaufspreis eine eher geringe Rolle spielt, dann spielen natürlich andere Kostenkomponenten (Pacht, Personal, Heizung/Klima/Strom usw.) eine überproportionale Rolle. Und daher ist die Hochrechnung des Cappuccino-Preises auf 13 Euro nur Unsinn.

In meinen Augen ist das - mal wieder - recht haltlose Klima-Panikmache. Um der Allgemeinbevölkerung irgendwie weiszumachen, der Klimawandel würde sie ganz persönlich betreffen.

Ich bin hier aufgrund einer Link-Angabe in einem Heise-Forum-Artikel gelandet. Dort habe ich vorgerechnet, dass ich vor vierzig Jahren 25 Pfennig für ein Brötchen und 10 DM für ein Pfund Kaffee bezahlt habe, also ein Faktor vierzig. Damit würden aus den heutigen 50 Cent für eine Semmel 20 Euro für ein Pfund Kaffee folgen. Und in zwanzig Jahren werden die Semmeln garantiert nochmals deutlich teurer geworden sein.
D.h. die Chancen stehen gut, dass in zwanzig Jahren Kaffee in Relation zu Brötchen/Semmeln billiger ist als vor vierzig Jahren, was natürlich vor allem daran liegt, dass Kaffee bislang inflationsbereinigt immer billiger geworden ist, insbesondere wenn man mit Waren mit einem relativ hohen Lohnkostenanteil vergleicht.

Natürlich wird der Klimawandel jeden in der einen oder anderen Weise betreffen. Wer in der Nähe von Fließgewässern wohnt, sollte sich auf die eine oder andere Überschwemmung einstellen. Bei Lebensmitteln wird es sicherlich stärker schwankende Preise geben, weil die Erntemengen stärker schwanken.
Dafür ist aber Kaffee ein eher schlechtes Beispiel, weil Kaffee so billig ist.
Und wenn man dann noch den Preis im Café einfach hochskaliert, dann argumentiert man endgültig unseriös.
D.h. die Absicht ist durchaus löblich, aber die Ausführung ging sehr daneben.

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