Zuerst mal mein Dank an den Autor, auch für die weiterführende Hinweise. Vieles, was der Autor (wann war er eigentlich dort? habe ich das überlesen?) über KGrad schreibt kann ich aus eigener Anschauung bestätigen. Ich war 2010 mit dem Fahrrad auf dem R1 unterwegs. Eine meine Begleiterinnen hatte auch Vorfahren aus Ostpr., allerdings aus der Gegend um Lyck. Eine Fahrt nach Russland hatten wir eigentlich gar nicht geplant. Unterwegs trafen wir einen Belgier auf der Rücktour. Er erzählte uns, dass man direkt an der poln-russ.Grenze ein Proiti für das Kaliningrader Gebiet bekommen könnte. Also los.
Ich muss sagen, dass mich diese wiederaufgebauten Häuser an polnische Städte (Gdansk, Elblag) erinnerte, allerdings ist dieser späte Wiederaufbau nicht so mein Ding, weder beim Berliner Schloss noch anderwärts. Bei den Polen war das ja insofern anders, weil sie schon in den 1950er damit begannen.
Aber spannender als die Häuser finde ich ohnehin die Menschen. Als Radlergruppe fällt man dort auf. Ein Russe meinte, dass wir ja wohl sehr hungrig sein müssten und wollte uns zum Essen einladen, wir also mit ihm in eine Stolowaja, so eine Art Selbstbedienungsrestaurant, etwa so wie die Bar mleczny in Polen. Als einer von uns schon in der Eile selbst bezahlt hatte wurde er richtig sauer und zwang die Kassiererin zur Rückabwicklung damit er dann den Betrag begleichen konnte. Es war schwer, den Mann wieder los zu werden. Er wollte noch "Anstoßen".
Wesentlich schwieriger als das Essen war die Übernachtung. In einem Hotel wollte man unseren Proiti nicht anerkennen, andere erschienen uns relativ teuer (um die 50 EUR umgerechnet, was beim damaligen russ. Preisniveau sehr viel Geld war). Schließlich fanden wir doch noch einen Zeltplatz, der allerdings direkt an ein Hotel angegliedert war und dementsprechend auch relativ teuer.
Mein Gesamteindruck damals: die Leute auf der Straße fast immer nett und hilfsbereit, oftmals strahlende Gesichter, wenn man erzählt, dass man aus D. kommt. Das Tourismuspersonal mit allenfalls rudimentären Englischkenntnissen und eher "zurückhaltend". Einmal trafen wir einen alten Mann, der einigermaßen deutsch sprach. Er war in den 1980ern ein paar Jahre als Offizier irgendwo nördlich von Berlin. Er sagte immer wieder: schöne Zeit. War wohl damals so, dass die Offiziere, die mit ihren Frauen in der DDR waren, nicht so scharf darauf waren nach Russland oder damals wohl noch SU zurückzukehren.