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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Eine traurige Verharmlosung von Unrecht

Im Mittelalter wurde dieses Gebiet durch den Deutschen Ritterorden "christianisiert" und es erfolgte der erste Wechsel der Bevölkerung.

Nein, da wurde nichts "gewechselt". Es war eher so, dass die Leutchen dort neue Herren bekamen. Und zwar im beginnenden 13.ten Jahrhundert.

Der zweite Wechsel geschah im beginnenden 18. Jahrhundert im Gefolge der Großen Pest, der ein Drittel der Bevölkerung des damaligen Ostpreußens zum Opfer fiel.

Also die Zwischenzeit war auch die große Zeit der Hanse. Als (Nieder-)Deutsch quasi die erste "Weltsprache" wurde und die deutsche Kultur den ganzen Ostsee-Raum, bis tief nach Russland prägte.

Der preußische König Friedrich Wilhelm I. lud neue Siedler ein. Es kamen Flüchtlinge aus Salzburg, Hugenotten, Niederländer und andere.

Da wurde auch nichts gewechselt, sondern eher in AfD-Neudeutsch "umgevolgt". Dafür wurde niemand vertrieben oder entrechtet.

Der dritte Wendepunkt war nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Wechsel der gesamten Bevölkerung dieser Region stattfand. Alle, die hier heute leben, sind Neuankömmlinge, zumindest ihre Eltern oder Großeltern. Diese historischen Tatsachen werden bei uns in Deutschland jedoch wenig zur Kenntnis genommen.

Also um die Sache einfach einmal auf den Punkt zu bringen:
Das alte Ostpreußen war die Kriegsbeute der UdSSR.
Und aus der Region, der Freien Stadt Danzig und den ganzen anderen Gebieten, die früher einmal zu Deutschland gehörten und dann zu Polen gehörten, wurden die Deutschstämmigen vertrieben oder zur Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert.
Bei diesen Verteibungen, die nach dem Kriegsende stattfanden sind auch viele Menschen erbärmlich zu Tode gekommen. Dabei auch Kinder, denen man nun wirklich nicht vorwerfen konnte, den Adolf gewählt oder irgendwelche anderen Verbrechen begangen zu haben.
Ja, bei dem Verbrechen wurde die Bevölkerung ausgetauscht, da es in manchen Regionen praktisch keine nichtdeutsche Bevölkerung gab.

Weiterhin fällt beim Anschauen der Filme über die Menschen aus Kaliningrad auf, dass trotz des deutschen Vernichtungskrieges mit 27 Millionen Todesopfern auf sowjetischer Seite keiner der Interviewten sich negativ über Deutschland oder die Deutschen äußert.

Bei dieser lustigen Rechnung wurden auch großzügigst den Verbrechen Stalins auf alle Deutschen abgeladen.
Bis heute gönnt man sich bezüglich des 2 WK eine unterschiedliche Betrachtung des Beginns. Russland und früher die UdSSR fangen da lieber etwas später an, denn ohne die Kumpelei zwischen Stalin und Hitler, hätte es nie den Angriff auf Polen gegeben.

Bezüglich der Vertreibungen halte ich es da lieber mit dem alten Roman Herzog:

„Kein Unrecht, und mag es noch so groß gewesen sein, rechtfertigt anderes Unrecht. Verbrechen sind auch dann Verbrechen, wenn ihm andere Verbrechen vorausgegangen sind.“

Denn sonst spielt man alberne Spiele, die eher an den Kindergarten erinnern.

Und die Kriegsbeute Kaliningrad?
Die war lange militärisches Sperrgebiet und ist heute eine Exklave Russlands, das praktisch komplett von NATO-Staaten umschlossen ist. (Jenseits des Ostseezugangs.)
Auch jetzt turnt dort noch die Baltische Flotte der Russen herum.

Vom alten Königsberg ist nicht viel übrig beblieben. Das Gros wurde abgerissen und gesprengt. Selbst der Dom, der heute als Wahrzeichen der Stadt dient, wurde erst nach dem Ende der UdSSR wieder aufgebaut.
Da ist man in Danzig mit dem schwierigen Erbe eines solchen "Bevölkerungswechsels" anders umgegangen.

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