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  • Karl Sten

mehr als 1000 Beiträge seit 14.08.2015

Re: Soft- und Hardpower

ScharfGeschnitten schrieb am 02.07.2023 16:30:

Vorsicht! Hier wird immer so getan als wäre Chinas Militär gegenüber dem amerikanischen per Definition zweitklassig und unterlegen. Die Wahrheit ist: Wir wissen nicht, wo die beiden Streitkräfte qualitativ im Vergleich stehen.
Und quantitativ hat China das größere Militär!
Was Chinas Soft Power angeht, zeichnen sich bei der robusten amerikanischen Außenpolitik der letzten Jahre ganz klar dessen Limits ab.

Was hier überhaupt noch nicht diskutiert wurde: Blinken ist nach China gereist um Gesprächskanäle für den Fall einer Krise zu öffnen. Das heißt für mich, die Amis rechnen mit einer Krise?!? Vielleicht weil sie diese selbst herbeiführen wollen???

Nein, weil sich der Ton der VR China ohne Not seit dem Amtsantritt Xi verschärft hat.

siehe auch https://en.wikipedia.org/wiki/Wolf_warrior_diplomacy

Weil sich Xi mit seinen Äußerungen über eine baldige - ggf. gewaltsame - Rückkehr Taiwans selber unter Druck setzt. In einer Diktatur ist es gefährlich wenn der Staatschef seinen Soldaten sagt, bereitet Euch auf den Krieg vor.

https://www.fr.de/politik/russland-china-taiwan-konflikt-krieg-waffenlieferungen-militaer-volksbefreiungsarmee-ukraine-92284153.html
https://www.berliner-zeitung.de/news/china-staatschef-xi-jinping-bereiten-uns-auf-den-krieg-vor-li.333990

Und solche Aussagen können im Militär dazu führen, das der eine oder andere Heißsporn (auf beiden Seiten) meint, er könnte etwas aggressiver vorgehen. Daher die zusätzlichen Gesprächskanäle um einen Krieg durch Zufall zu vermeiden.

Und China hat viel Vertrauen verspielt. Durch seine rücksichtslose Politik auf Kosten der Anrainer mit den aufgeschütteten Inseln im südchinesischen Meer und sein vorzeitiges in die Tonne klopfen der 1 Staat / 2 Systeme Vereinbarung für Hongkong.

Dadurch haben sich halt die Chancen einer freiwilligen Rückkehr Taiwans eher reduziert.

Sorgen bereitet auch, dass sich in den letzten Jahren in China das Primat der Ideologie gegenüber der eigenen Wirtschaft verschärft hat - ein weltweit wirtschaftlich katastrophaler Krieg gegen Taiwan ist halt aus ideologischen Betrachtungen nicht mehr undenkbar. Xi könnte es in Kauf nehmen, dass das chinesische Volk für die größere Sache 10 Jahre wirtschaftlich leidet. Und nebenbei könnte er auf diese Weise auch das chinesische Immobilienschuldenproblem lösen, in dem die Abschreibung der Schulden quasi heimlich in die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Krieges eingepreist wird.

Frei nach dem Motto - wirtschaftliche Krise wegen Immobilen - hasse die KpCh, aber wirtschaftliche Krise wegen Immobilien und Taiwan - liebe die Retter des Vaterlandes.

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