Es gibt zwei Gründe, warum die aktuell verfügbaren Tomahawks nicht unter den INF-Vertrag fallen.
1. sie sind seegestützt
2. sie sind nicht-nuklear bestückt
Davon ist jetzt, 5 Jahre nach der Kündigung des INF-Vertrages, der erste Grund anscheinend seit ein paar Monaten weggefallen. Wobei der Bau von langestützten Abschussvorrichtungen für nicht-nukleare Systeme durch den Vertrag nicht prinzipiell verboten ist, die Russen aber zu einer Inspektion der Anlagen berechtigen würde.
Putin hatte übrigens schon in seiner Rede am 10. Februar 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) erklärt, der INF-Vertrag befriedige nicht mehr die Interessen Russlands, da mehrere Staaten wie Nordkorea, Südkorea, Indien, der Iran, Pakistan und Israel über diese Raketen verfügen. „Es ist offensichtlich, dass wir unter diesen Bedingungen darüber nachdenken müssen, unsere eigene Sicherheit zu gewährleisten“, so Putin.
Es liegt also nahe, dass Trump eher den russischen als den amerikanischen Interessen diente, als er sich 2019 zur Kündigung des Vertrages provozieren ließ. Zumal die USA bis heute keine Waffen besitzen, mit denen sie den Vertrag verletzen könnten. Offiziell gilt das auch für Russland, aber es besteht der Verdacht, dass die bereits stationierten und nuklear bestückbaren Iskander-K Marschflugkörper (nicht zu verwechseln mit den Iskander-M Kurzstreckenraketen) eine erheblich höhere Reichweite als offiziell angegeben besitzen und daher unter das Verbot gefallen wären.
Letztlich also ein Sturm im Wasserglas: die Amis stationieren Raketen, die ohnehin nicht unter den INF-Vertrag gefallen wären. Und die Russen machen lediglich die Vertragsverletzung offiziell, die sie sowieso schon seit mehreren Jahren begehen.