Ströms schrieb am 28.07.2024 21:02:
Meine Gedanken dazu:
- Die geplanten Raketen sind atomwaffenfähig (Tomahawk).
Sind sie nicht. Dass es mal nuklear bestückbare Marschflugkörper gab, die auch Tomahawk hießen, heißt nicht, dass es sie noch gibt und dass diese in Deutschland stationiert werden.
Die in Deutschland stationierten Raketen sollen hier ja auch nur so lange bleiben, bis Deutschland in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Staaten eigene Systeme entwickelt hat.
- Zweitschlagswaffen befinden sich "zeitlich oder räumlich weit" vom direkten Erstschlag geschützt (entweder gut versteckt oder in ausreichender Entfernung für eine Reaktion), bei RU vermutlich einige in U-Booten und viele versteckt in den weiten Russlands. Daher halte ich die stationierten Waffen nicht für Zweitschlagswaffen für einen Gegenangriff.
Das ist richtig. Zweitschlagwaffen sind auf U-Booten und Bombern.
- Sollte RU in einem atomaren Erstschlag den Westen angreifen, wären die in DE strationierten Raketen aufgrund ihrer kurzen Flugzeit und der möglichen nuklearen Bestückung die ersten Ziele, also für einen atomaren Gegenschlag ungeeignet
Das ist richtig.
- Sollte USA einen Erstschlag auf RU planen würde das ganze von der Logik her Sinn machen
Nein, das macht keinen Sinn. Ein Einsatz von Atomwaffen macht ohne vorherige konventionelle Konfrontation keinen Sinn. Niemand schießt "einfach mal so" Atomraketen ab. Schon mal gar nicht auf einen Gegner, der auf jeden Fall atomar zurückschießen kann.
Es geht hier um konventionelle Kriegsführung. Russland kann quasi jeden europäischen Ort konventionell treffen. Europa hat aber nichts, um dies konventionell zu beantworten.
Ich glaube nicht, dass eine der beiden Seiten einfach einen großen Atomkrieg startet, aber aufgrund eines menschlichen oder technischen Fehlers ist die Wahrscheinlichkeit nicht null.
Das Hauptproblem: Russland fühlt sich durch die Stationierung stark bedroht, was eine Entschärfung des Konflikts erschwert, eventuell unmöglich macht. Russland wird durch diese gefühlte Bedrohung seine Nuklearwaffen aktivieren, d.h. patrollierende U-Boote und Langstreckenraketen werden mit atomaren Sprengköpfen bestückt und sind einsatzbereit.
Genau solche Dinge wurden durch Abrüstungsverträge abgesprochen und kontrolliert.
Die Lage in der Welt ist echt brenzlig, und alle die Putin hassen können folgende Frage nicht beantworten: Welcher Nachfolger wäre denn für ehrliche Verhandlungen für eine friedliche Welt geeignet? Russland wird auch nach Putin genau da sein, wo es jetzt ist; und China wird wirtschaftlich nicht so schnell abstürzen, ich vermute das Gegenteil.
Und dass CH und RU jetzt zusammenarbeiten ist wohl hauptsächlich das "Verdienst" der USA, die beide zum Gegner erkoren haben (Sanktionen..), das ist alles gar nicht gut.
Und ich als Europäer fühle mich durch russische Raketen bedroht. Bald haben beide Seiten entsprechende Systeme. Aktuell hat in Europa nur Russland solche System. Kriege werden nicht durch "viele Waffen" begünstigt, sondern durch ein Ungleichgewicht.
Aktuell könnte Russland in Europa einen asymmetrischen Krieg führen. Russland beschießt aus der Ferne Ziele aber Europa kann nicht antworten. Europa könnte, wie auch die Ukraine schwere Schäden erleiden, aber Russland kann sich aktuell sicher sein, dass sein eigenes Gebiet kaum Schäden davonträgt. Hätte die Ukraine Systeme, die tief in Russland Ziele ausschalten könnte, wäre ein russischer Angriff viel, viel riskanter geworden und wohl auch ausgeblieben.