Eigentlich ist es ja einfach. Das Leben in einer Volkswirtschaft ist ein relativ austarrierter Prozess: Einkommen, Steueraufkommen, Lebenshaltungskosten und Lohnstückkosten stehen in engem Zusammenhang. Aus irgendeinem Grund scheint man das aber in der Berliner Republik genauso zu ignorieren wie bei den Wirtschaftsbossen: wenn der Arbeiter nix verdient, dann kann er halt nix kaufen.
In meiner kleinen fiktiven Volkswirtschaft ticken die Uhren etwas anders. Vom durchschnittlichen Brutto gehen etwa ein Drittel an den Staat ab in Form von Steuern und Sozialabgaben. Damit bleiben zwei Drittel "Netto" übrig. Davon werden anteilig höchstens zwei Fünftel für die Warmmiete abgezogen, verbleiben also noch drei Fünftel für alles andere. Davon gehen rund zwei Fünftel ab für alle anderen Alltagskosten. Übrig bleibt das letzte Fünftel - und das ist "Hobbygeld" bzw. "Sparpotential". Die Sparquote ist also bis zu 20% vom Netto.
Nehmen wir also an, in meiner fiktiven Volkswirtschaft verdiente ein Mensch 3000,- Taler, dann blieben nach den Abgaben noch 2000,- Taler übrig. Davon sind 800,- Taler für die Miete budgettiert und weitere 800,- Taler für die sonstigen Lebenshaltungskosten. Übrig bleiben also bis zu 400,- Taler zum Verspaßen oder Sparen. Und um diese 400,- Taler geht es: das ist die reale Kaufkraft, die übrig bleibt, nachdem man die eigene Existenz gesichert hat.
In dem sehr viel realeren Deutschland sieht es aber inzwischen so aus, dass von 3000,- Euro mal eben rund 40% an den Staat gehen. Übrig bleiben also 1800,- Euro. Davon gehen inzwischen 50% drauf für die Kaltmiete (!), d.h. Gas+Strom kommen noch on top. Also sagen wir mal vorsichtig, wir geben drei Fünftel aus für's warme Dach überm Kopp. Bleiben noch 720,- Euro für alles andere übrig. Also Essen, Kleidung, Versicherungen usw. Die werden auch totsicher bis zum Monatsende aufgebraucht. Übrig bleibt ... nix. Nada. Man kann höchstens "sparen", wenn man auf's Land zieht, da kommt man vielleicht mit den zwei Fünfteln für die Miete hin. Aber dank teurer Energiekosten sind trotzdem fuffzig Prozent futsch. Und das, was man dann bei der Miete spart, kippt man halt in den Tank. Am Ende ist es im besten Falle also ein Nullsummenspiel.
Wenn nix mehr übrig bleibt oder gar auf Substanz gelebt wird, dann bleibt auch nix mehr übrig, was man ins Hobby investieren oder auf's Sparbuch packen kann. Die Kaufkraft jenseits der Grundbedürfnisse ist also NULL. Also wird auch nix mehr ausgegeben als für absolut notwendige Dinge, die werden dann irgendwie auf Pump finanziert. Dann leiden darunter aber die Ausgaben für die Grundbedürfnisse, so dass Menschen mit knappem Haushalt eben die Kleidung bis zur Fadenscheinigkeit tragen oder auf den Service beim Auto verzichten, weil "kein Geld übrig". Also nicht nur kein Hobby, kein Sparen, keine Altersvorsorge, sondern auch nicht einmal genug für den Ersatz lebensnotwendiger Dinge.
Einzelhandel und Volkswirtschaft ächzen, weil die Kaufkraft dahingeschmolzen ist. Dabei sind das nur Symptome eines aus dem Gleichgewicht geratenen Systems sind: die Abgabenlast ist viel zu hoch und die Fixkosten sind längst jenseits der finanzierbaren Bereiche angewachsen. Es bleibt viel zu wenig übrig für die notwendigen Ausgaben und gar nichts für die Sparquote. Immer mehr Menschen rödeln und rödeln (teils im Zweitjob) nur noch von der Hand in den Mund.
Wo ist die Partei, die für weniger Abgabenlast und weniger Grundkosten steht, damit wieder mehr übrig bleibt für Sparbuch, Hobby und Wohlstand?