nur um menschenverachtendes Verhalten schönzureden
Dann habe ich mich wohl nicht verständlich genug ausgedrückt. Mir liegt es völlig fern, dieses Verhalten schönzureden, meine Intention war, einen faktischen Zustand zu beschreiben. Nämlich, dass "Rassismus" oder besser ausgedrückt "gegenseitige Verachtung verschiedener Gruppen" eine weltweite Tatsache ist, um die man nicht herumkommt, und die man sich eben nicht schönreden kann, und die man auch nicht wegdiskutieren kann. Und auch nicht wegwünschen.
Um es mal von Deutschland wegzurücken, ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Ich hab mal ein halbes Jahr in Ghana verbracht und hatte in der Nachbarschaft ein paar gute Bekanntschaften gemacht. Einer war Ashanti, einer Ewe, einer Ga. Alle zusammen waren sie gut gelaunt und Freunde. Einzeln haben sie mir immer wieder erzählt, dass ihr Stamm der beste sei, die anderen aber schlecht. Ashanti seien geld- und goldgierig (haben auch damals ihre "Brüder" gerne an weiße Sklavenhändler verkauft) sagt der eine, Ewe eher minderbemittelt sagt der andere, und Ga sind doch nur Provinzler, einfaches Bauernvolk und zu nichts nütze, sagt der dritte. Rassismus pur, unter direkt benachbarten Stämmen, die sich äußerlich gerade mal durch ihre tribal marks unterscheiden, wenn überhaupt. Zumal ironischerweise der Ewe der einzige Studierende war, der Ashanti einen einfachen Botenjob hatte und der Ga ein ziemlich smarter Kleingeschäftsmann war. Dort habe ich auch gelernt, dass teilweise Stämme sich gegenseitig nicht als Menschen ansehen, sondern andere Stämme manchmal als eine Art "Untermenschen" oder gar Tiere gesehen werden. Weswegen es eben auch zu solchen Massakern wie damals in Ruanda kommen kann - wenn der Feind nicht als Mensch, also ebenbürtig und gleichberechtigt, gesehen wird, kann er umso leichter abgeschlachtet werden. Haben wir ja auch erst vor ein paar Jahrzehnten erlebt.
Darauf wollte ich am Ende meines Beitrags hinaus - den Drang zur Abgrenzung kann man mit Sicherheit nicht unterbinden, zumindest nicht kurz- und mittelfristig. Was verhindert werden muss ist die kriminelle/gewalttätige Entladung der Spannungen, mithin die Instrumentalisierung des immer gegenwärtigen Rassismus, die ja gerade wieder auflebt. Wir sind nicht alle gleich, aber wir haben alle die gleichen Rechte als Menschen. Sobald diese universalen Rechte angegriffen werden, handelt es sich um einen kriminellen, asozialen und antizivilisatorischen Akt, Rasse oder Geschlecht spielen da überhaupt keine Rolle.
Trotzdem war meine ursprüngliche Frage ja, ob es irgendwo ein Land gibt, das es wesentlich besser macht als wir? Oder sind wir Deutschen etwa die Speerspitze der Zivilisation und müssen deshalb immer alles am besten und zuerst machen? Ist das nicht auch eine Art "positiver" Rassismus, von uns neben Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Strebsamkeit, handwerklichem und ingenieurtechnischem Geschick, Humorlosigkeit und Autoversessenheit auch noch die weltweit größtmögliche Toleranz zu erwarten?