jolu65 schrieb am 09.10.2016 09:07:
Es ist und bleibt richtig, dass auch der Andersdenkende in Deutschland seine Meinung zum Ausdruck bringen darf. Es ist und bleibt auch richtig, dass man in Deutschland nicht gezwungen ist und werden kann, Respekt gegenüber diesem Land zu bekunden, weil individuelle Freiheitsrechte eben genau dies zulassen.
Das ist Deutschland !
Um diese Freiheit nocht stärker erscheinen zu lassen, könnten zwei Beispiele aus der jüngeren deutschen Geschichte zum Vergleich genannt werden, in denen diese Freiheit auf Kosten des Individuum und zur vermeintlichen Stärkung der Nation abgeschafft wurden. Deshalb haben wir auch keine "Leitkultur" im eigentlichen Sinne, es sei denn, man möchte unser Grundgesetz und dessen Grundlage, die Menschenrechte, als eben solche Leitkultur bezeichnen.
Sind es nicht vielmehr Deutsche wie Willy Brandt gewesen, die mit einer Ost- und Aussöhnungspolitik das Außenbild Deutschlands nachhaltig geprägt haben ?
Dem stimme ich intuitiv zu. Ich kann allerdings auch von einer anderen Sichtweise auf Willy Brandt berichten, die in Kreisen von National(sozial)isten bis heute Bestand zu haben scheint, und dem ungefähren Gegenteil der Bescheinigung positiver Politik WIlly Brandts entspricht. Für diese Kreise ist Willy Brandt ein "Verräter" und "Nestbeschmutzer", der (O-Ton)"so manchem deutschen Soldaten einen Genickschuss versetzt hat".
Vor der Erwähnung Willy Brandts hast Du geschrieben
Aber machen diese Menschen das aus, was als "Deutschland" national und international wahrgenommen wird ?
Worauf ich hinaus will: die m.E. wichtigere Frage ist, wie sich die nationale Wahrnehmung von Deutschland und der deutschen Geschichte entwickelt hat. Die Erwähungen im Artikel sind nach meinem Empfinden berechtigt und zeigen die Defizite in der Aufarbeitung einer Geschichte, die bis zum heutigen Tag von einem Teil der Bevölkerung in ihren Details und Zusammenhängen anscheinend nicht wahrgenommen werden will. Denn dann wäre wirklich ein Willy Brandt ein Beispiel eines Menschen, dem Deutschland Ansehen und politisch stabile Verhältnisse verdankte.