Ammerländer schrieb am 09.09.2024 20:19:
Wie immer fehlen Beispiele für Desinformation.
Wenn man Beispiele für Desinformation bringt, ist das dann Verbreitung von Desinformation?MMn handelt es sich bei Desinformation eigentlich immer nur um unerwünschte Meinung.
Jede Regierung und jede Partei hat Public-Relation-Manger, was eigentlich nicht anderes bedeutet, als dass die Propaganda verbreiten.
Auch die meisten Medien verbreiten Propaganda. Werbung für ein Produkt (und Politik ist auch ein solches Produkt) ist auch Propaganda. Es werden die guten Seiten herausgestellt und die schlechten verschwiegenen.
Für uns machen wir alle Propaganda, denn wir gehen selten mit unseren schlechten Seiten hausieren.Ist das schlimm? Wenn man sich dessen bewusst ist, was passiert, eigentlich nicht.
Man muss sich damit abfinden, dass es bei wichtigen Dingen so etwas wie Wahrheit nicht gibt.Gefährlich sind Leute, die behaupten, dass sie die Wahrheit verbreiten. Vor denen muss man sich hüten. Auch vor Regierungen, die uns vor der Unwahrheit schützen wollen.
Verbreite ich hier jetzt Desinformation oder die Wahrheit? Weder noch, nur eine Meinung.
Ich lese gerade "Propaganda" von Edward Bernays. Er beschreibt genau das, was du sagst, nur fast 100 Jahre früher. Daher sind seine Beispiele etwas anachronistisch, das hat aber auch den Vorteil, dass man sich nicht in den Fakten verfängt und daher das Prinzip immer klar bleibt.
Einen Umstand hat Bernays allerdings immer verdrängt, man erkennt zwar, dass er sich damit auseinandergesetzt hat, aber das wischt er in einem Halbsatz weg. Seiner Ansicht nach ist es notwendig in der Politik zulässige Meinungen vorzubereiten und über die Medien zu verbreiten, damit die Bürger dann das Richtige entscheiden, damit das Ziel, das hinter all dem steckt, erreicht wird. Von diesem Ziel weiß der Bürger nichts, bzw. es ist zu komplex oder abstrakt, so dass er nicht fähig ist, darüber zu entscheiden. Es gibt aber Menschen, die wissen, was zu machen ist, der Propagandist sorgt nur für die Verpackung und den Verkauf.
Für uns draußen an den Medienendgeräten gibt es nur die Verpackung zu sehen, nicht den Inhalt. Wir entscheiden anhand des Kartons, den Farben, den Produktabbildungen, den Versprechungen, usw. Wir diskutieren darüber und werfen uns bei Meinungsverschiedenheiten Schimpfworte an den Kopf, weil wir die Verpackung für den Inhalt halten. Über populistische, volksnahe Politiker wandert dieser Irrglaube in die Führungsriegen von Politik und Wirtschaft und führt zu katastrophalen Entscheidungen.
Bernays hat übersehen, dass Propaganda wie Gift oder Medizin ist, es ist die Dosis, die den Unterschied macht. Die Medizin der Propaganda sammelt sich und wird zu Gift für die freie Gesellschaft. Die Desinformation, vor der man uns zu schützen glaubt, ist Desinformation zu Desinformation, die auf Desinformation beruht. Da ist auch nicht das Gegenteil wahr, es stimmt einfach gar nichts mehr. Es ist noch nicht einmal falsch.
Das das alles nur Quatsch ist merkt man, wenn man sich mit den Kindern oder Freunden um ein Lagerfeuer setzt, sich ein Bier aufmacht und in die Glut schaut. Dann denkt keiner darüber nach, in welcher Farbe der Pool gestrichen werden soll oder ob der neue Audi nur mit 350PS oder doch mit 420 in die Garage soll und anderen Schwachsinn. In diesen wenigen Augenblicken fühlen wir uns frei und als Mensch, hier liegen die Antworten auf die Fragen des Lebens, nicht in den Anzeigen und Spots, Reeds oder wie der Mist sich sonst noch nennen mag, der auf uns einprasselt. Und morgens will ich einen Eimer Kaffee haben und mir ist es scheißegal, ob das Kakaopulver auf dem Cappuccino in Facebook wie ein Herzchen oder eine Miezekatze aussieht, ihr Penner!