Ich halte die Verhandlungen zwischen den EU3 und Iran für eine reine
Inszenierung - wie übrigens viele andere diplomatische Aktivitäten,
die sich in den letzten Jahren auf internationaler Bühne offen
abspielen.
Zwei Dinge muß man sich bloß ständig vor Augen halten. Erstens, daß
die Ausnahmestellung der USA auf den miteinander untrennbar
verbundenen Faktoren beruht, nämlich einerseits ihrem in absehbarer
Zeit uneinholbar überdimensionierten Rüstungspotential (nebst der
Fähigkeit, es auch erfolgreich im Sinne der USA anwenden zu können)
und andererseits der Stellung ihrer Währung als sog. Weltleitwährung.
Letztere ist schon seit den 80er Jahren durch die immense
Verschuldung aller Sektoren der us-amerikanischen Volkswirtschaft in
Frage gestellt und seit der Etablierung des Euro ernsthaft gefährdet.
In ihren militärischen (und geheimdienstlichen!) Möglichkeiten liegt
daher die letzte Hoffnung der USA, wie man eine Bereinigung der
selbstverursachten Horrorverschuldung herbeiführen könnte. Die
Geschichte der beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts lehrte die
führenden Kreise der USA, daß *Gutes* tun mitunter äußerst positiven
Kollateralnutzen bereithält. Man kann, um einen vor dem gegenwärtigen
Hintergrund besonders relevanten Kollateralnutzen zu benennen, zum
Beispiel von der mit Riesenabstand am höchsten verschuldeten Nation
der Welt zu der Nation werden, bei dem der gesamte Rest der Welt
verschuldet ist - und das zu höheren Zinsen, als man selbst
schuldete.
Das Blöde (für die USA) ist nur, zweitens, daß diese Umstände dem
Rest der Welt nicht unbekannt sind. So konnte man sich dort in aller
Ruhe darauf vorbereiten, den von Seiten der USA anvisierten
Lösungsweg aus ihrem erneuten Finanzdesaster erfolgreich zu
konterkarieren und somit die Sonderrolle der USA zu beenden, d.h. die
Weichen für eine multilaterale Weltordnung zu stellen. Gerade daß das
erste öffentlich sichtbare Zeichen einer solchen koordinierten
Diplomatie zur Eindämmung der US-Hegemonie von Deutschland ausging,
läßt mich auf eine lange vorbereitete Inszenierung schließen. Wenn
ausgerechnet die Regierung eines jener Staaten den ersten Schritt
tut, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs über eine nur
eingeschränkte Souveränität über ihre inneren und äußeren
Angelegenheiten verfügen, dann kann diese Regierung sich das nicht
ohne wirksame und wasserdichte Rückversicherung erlauben. Schröders
Nein zum Irak-Krieg wäre also ohne zuverlässiges Einvernehmen mit der
einzigen Macht, die die USA militärisch zu fürchten hat,
schlechterdings tödlich fahrlässig gewesen, selbst wenn sein
Auftauchen just zu Wahlkampfzeiten die Lehnsherren jenseits des
großen Teiches anfänglich in gänzlich falscher Sicherheit gewogen
haben mag. Da nach menschlichem Ermessen eine solche Rückversicherung
von der Seite ausgeht, die mehr anzubieten hat, heißt das, es handelt
sich höchstwahrscheinlich um Putins Plan und Initiative. Auch die
weiteren Schritte, wie der Schulterschluß mit Frankreich anläßlich
des 40. Jahrestages des Elysée-Vertrages, das Hinzutreten Rußlands
und später Chinas zur allmählich sichtbar werdenden Allianz der
Unwilligen ... und alles, was seitdem öffentlich auf der
internationalen Bühne geschehen ist und weiter läuft, dürfte
zumindest in den groben Zügen schon lange abgestimmt sein. Und ich
gehe davon aus, daß noch längst nicht alle beteiligten Akteure ihren
Auftritt bereits hatten. Ich denke da z.B. an die Blockfreien, die
gestern eine Resolution der IAEO gegen den Iran blockiert haben. Oder
an die Initiative der AU zur Reform des UN-Sicherheitsrates, die
letztlich auf eine Abschaffung des Vetos hinauslaufen könnte. Oder an
die OPEC und weitere erdölproduzierende Länder, die es in der Hand
haben, der Stellung des US-Dollar als sog. Weltleitwährung den Garaus
zu machen...
Was nun konkret die "Verhandlungen" der EU mit dem Iran angeht, so
gehe ich auch hier davon aus, daß Herr Khamenei (mit einer gewissen
Kontinuität mächtigster Mann des Iran) Teil der Allianz der
Unwilligen ist, mithin also Termine, Dramaturgie und Ergebnis dieser
Schauverhandlungen schon lange vereinbart sind.
Nach ihren seitens der USA selbst wenig diskret behandelten Plänen
sollte des Prozedere im Falle Iran (*Achse des Bösen*) analog zu
jenem im Falle des Irak ablaufen. Eindeutig ist aber die Umsetzung
durch die ausgedehnten Verhandlungen erheblich in Verzug geraten:
bereits seit der zweiten Novemberwoche des vergangenen Jahres wollte
man eigentlich die Spirale in Gang gesetzt haben...
http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=6782235&forum_id=68239
- aber nicht nur die Überweisung des Falles an den UN-Sicherheitsrat
ist meilenweit entfernt.
Gleichzeitig schmilzt die militärische Option der USA wie Schnee in
der Sonne, weil sich der Gang in den Irak trotz aller
menschenverachtenden Verschärfungen der Lage (Blackwater&Co) eben
nicht als weltkriegauslösendes Moment erwiesen hat. Daß es dennoch
weiter im Irak versucht wird (da scheint es aber in den US-Kulissen
schon keine Einigkeit mehr zu geben), ist einerseits Zeichen einer
gewissen Ratlosigkeit und bindet außerdem Kräfte, die sich aufgrund
des zunehmend negativen Echos an der Heimatfront als ebenfalls
zunehmend schwerer zu ersetzen erweisen. Ganz zu schweigen von einer
maßgeblichen Aufstockung, wie man sie für weitere Versuche auf
anderem Terrain aber bräuchte.
Alles in allem blicke ich mit einiger Zuversicht in die weitere
Zukunft.
Inszenierung - wie übrigens viele andere diplomatische Aktivitäten,
die sich in den letzten Jahren auf internationaler Bühne offen
abspielen.
Zwei Dinge muß man sich bloß ständig vor Augen halten. Erstens, daß
die Ausnahmestellung der USA auf den miteinander untrennbar
verbundenen Faktoren beruht, nämlich einerseits ihrem in absehbarer
Zeit uneinholbar überdimensionierten Rüstungspotential (nebst der
Fähigkeit, es auch erfolgreich im Sinne der USA anwenden zu können)
und andererseits der Stellung ihrer Währung als sog. Weltleitwährung.
Letztere ist schon seit den 80er Jahren durch die immense
Verschuldung aller Sektoren der us-amerikanischen Volkswirtschaft in
Frage gestellt und seit der Etablierung des Euro ernsthaft gefährdet.
In ihren militärischen (und geheimdienstlichen!) Möglichkeiten liegt
daher die letzte Hoffnung der USA, wie man eine Bereinigung der
selbstverursachten Horrorverschuldung herbeiführen könnte. Die
Geschichte der beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts lehrte die
führenden Kreise der USA, daß *Gutes* tun mitunter äußerst positiven
Kollateralnutzen bereithält. Man kann, um einen vor dem gegenwärtigen
Hintergrund besonders relevanten Kollateralnutzen zu benennen, zum
Beispiel von der mit Riesenabstand am höchsten verschuldeten Nation
der Welt zu der Nation werden, bei dem der gesamte Rest der Welt
verschuldet ist - und das zu höheren Zinsen, als man selbst
schuldete.
Das Blöde (für die USA) ist nur, zweitens, daß diese Umstände dem
Rest der Welt nicht unbekannt sind. So konnte man sich dort in aller
Ruhe darauf vorbereiten, den von Seiten der USA anvisierten
Lösungsweg aus ihrem erneuten Finanzdesaster erfolgreich zu
konterkarieren und somit die Sonderrolle der USA zu beenden, d.h. die
Weichen für eine multilaterale Weltordnung zu stellen. Gerade daß das
erste öffentlich sichtbare Zeichen einer solchen koordinierten
Diplomatie zur Eindämmung der US-Hegemonie von Deutschland ausging,
läßt mich auf eine lange vorbereitete Inszenierung schließen. Wenn
ausgerechnet die Regierung eines jener Staaten den ersten Schritt
tut, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs über eine nur
eingeschränkte Souveränität über ihre inneren und äußeren
Angelegenheiten verfügen, dann kann diese Regierung sich das nicht
ohne wirksame und wasserdichte Rückversicherung erlauben. Schröders
Nein zum Irak-Krieg wäre also ohne zuverlässiges Einvernehmen mit der
einzigen Macht, die die USA militärisch zu fürchten hat,
schlechterdings tödlich fahrlässig gewesen, selbst wenn sein
Auftauchen just zu Wahlkampfzeiten die Lehnsherren jenseits des
großen Teiches anfänglich in gänzlich falscher Sicherheit gewogen
haben mag. Da nach menschlichem Ermessen eine solche Rückversicherung
von der Seite ausgeht, die mehr anzubieten hat, heißt das, es handelt
sich höchstwahrscheinlich um Putins Plan und Initiative. Auch die
weiteren Schritte, wie der Schulterschluß mit Frankreich anläßlich
des 40. Jahrestages des Elysée-Vertrages, das Hinzutreten Rußlands
und später Chinas zur allmählich sichtbar werdenden Allianz der
Unwilligen ... und alles, was seitdem öffentlich auf der
internationalen Bühne geschehen ist und weiter läuft, dürfte
zumindest in den groben Zügen schon lange abgestimmt sein. Und ich
gehe davon aus, daß noch längst nicht alle beteiligten Akteure ihren
Auftritt bereits hatten. Ich denke da z.B. an die Blockfreien, die
gestern eine Resolution der IAEO gegen den Iran blockiert haben. Oder
an die Initiative der AU zur Reform des UN-Sicherheitsrates, die
letztlich auf eine Abschaffung des Vetos hinauslaufen könnte. Oder an
die OPEC und weitere erdölproduzierende Länder, die es in der Hand
haben, der Stellung des US-Dollar als sog. Weltleitwährung den Garaus
zu machen...
Was nun konkret die "Verhandlungen" der EU mit dem Iran angeht, so
gehe ich auch hier davon aus, daß Herr Khamenei (mit einer gewissen
Kontinuität mächtigster Mann des Iran) Teil der Allianz der
Unwilligen ist, mithin also Termine, Dramaturgie und Ergebnis dieser
Schauverhandlungen schon lange vereinbart sind.
Nach ihren seitens der USA selbst wenig diskret behandelten Plänen
sollte des Prozedere im Falle Iran (*Achse des Bösen*) analog zu
jenem im Falle des Irak ablaufen. Eindeutig ist aber die Umsetzung
durch die ausgedehnten Verhandlungen erheblich in Verzug geraten:
bereits seit der zweiten Novemberwoche des vergangenen Jahres wollte
man eigentlich die Spirale in Gang gesetzt haben...
http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=6782235&forum_id=68239
- aber nicht nur die Überweisung des Falles an den UN-Sicherheitsrat
ist meilenweit entfernt.
Gleichzeitig schmilzt die militärische Option der USA wie Schnee in
der Sonne, weil sich der Gang in den Irak trotz aller
menschenverachtenden Verschärfungen der Lage (Blackwater&Co) eben
nicht als weltkriegauslösendes Moment erwiesen hat. Daß es dennoch
weiter im Irak versucht wird (da scheint es aber in den US-Kulissen
schon keine Einigkeit mehr zu geben), ist einerseits Zeichen einer
gewissen Ratlosigkeit und bindet außerdem Kräfte, die sich aufgrund
des zunehmend negativen Echos an der Heimatfront als ebenfalls
zunehmend schwerer zu ersetzen erweisen. Ganz zu schweigen von einer
maßgeblichen Aufstockung, wie man sie für weitere Versuche auf
anderem Terrain aber bräuchte.
Alles in allem blicke ich mit einiger Zuversicht in die weitere
Zukunft.