Ansicht umschalten
Avatar von Subzero
  • Subzero

mehr als 1000 Beiträge seit 06.06.2000

Re: Fangen wir mal an, nur so ein paar einfache Fragen:

Dampflokomotive schrieb am 14.11.2024 10:54:

- Was passiert denn, wenn durch Fehlspekulation das Geld aus der Rentenkasse plötzlich fehlt? Es ist Allgemeinbildung, dass bei Aktienhandel das Geld auch komplett weg sein kann. Bei Fonds ist das Risiko zwar geringer, aber der Gewinn auch. Wer springt denn da ein? Der Staat? Oder wird dann einfach die Rente gekürzt?

Die Frage ist: läßt der Staat seine schmutzigen Finger aus der kapitalgedeckten Versicherung?
Fängt er wieder an, der kapitalgedeckten Versicherung versicherungsfremde Leistungen überzuhelfen?
Versucht er, die dort investierte Kohle in ihm genehme Wirtschaftszweige oder Unternehmen umzulenken? Eine RV auf Aktien hätte für den Staat den Vorteil, daß er dort die DB-Aktien und ähnliche Altlasten prima verklappen könnte. Oder in irgendwelche nichtgewinnbringende Unternehmen (die zeitgeistmäßig irgendwas mit Klimer oder Wasserstoff machen, aber Investitionsgräber sein werden - das sehe ich auch beim neuen Gasnetz so kommen) zwangsinvestieren läßt. Eben je nach politischer Großwetterlage. Da würde der Staat eben sagen, in fossile Unternehmen darf nicht investiert werden, weil ZeeeOhhhZwei und Klimer (und somit sind schonmal die Renditebringer weg). Und wenns Kriech gibt, dann wird in Rheinmetall investiert. Vorher war eine Investition in Rüstungsaktien aber eben wegen unethisch verboten (und da waren die auch noch günstig). Das würde dann auf buy high, sell low hinauslaufen.

Wenn der Staat die Finger da rausläßt gibts auch keine Fehlspekulationen (weil langfristige Anlage, es wird eben eine Aktie gekauft und Jahrzehnte gehalten, egal zu was für einen Kurs).

Bei Riester war und ist eben das Problem, daß die Staat die Finger drin hat und zB Geldanlagen mit Mündelsicherheit dort fordert. Die kann praktisch nur er selber ausgeben und so mußten die Riesterversicherer manche Jahre als Geldanlage für die Beiträge Staatsanleihen mit Zinssatz 0% kaufen.

- Wieso müssen Renten überhaupt versteuert werden?

Mit dem Versteuern der Renten sind jetzt auch die RV-Beiträge steuerlich absetzbar. Ok, das waren sie früher auch;)
Man wird halt gierig weil man Kohle braucht. Steuererhöhung durch die Hintertür.

- Beamte und Selbstständige sollten genauso in die Rente wie alle anderen auch. Pensionen entsprechend halt anpassen. In Österreich läuft das prima. Wieso macht man das in Deutschland nicht auch?

Weil es einfach sowas von egal ist...
Die GRV ist eine Versicherung auf Leistungsbasis ohne Solidargedanken. Wenn Beamte und Selbständige dort einzahlen, dann kriegen sie auch entsprechend raus. Eigentlich ein Nullsuimmenspiel, es sei denn, man pampert Nichteinzahler mit den Beiträgen.
Bei Beamten (und Berufsversorgungswerken) gibts keine versicherungsfremden Leistungen (Arbeitslosigkeit, "Respektrente", Mütterrente o.ä.), da zahlen strikt 4 Einzahler einen Pensionär. Und versicherungsfremde Leistungen zahlt für zB Beamte der Dienstherr (Bund/Land), so wie es sein sollte.
Wäre die GRV wirklich unabhängig, dann würde sie dem Staat jährlich eine Rechnung über eben entsprechende Anrechnungszeiten in Heller und Pfennig präsentieren. Dann würde die RV zB für die Anrechnungszeit "Wehrdienst, 15 Monate" jährlich real Kohle vom Staat sehen wollen. Wäre technisch kein Problem, ein Rechenlauf (Wehrdienstzeit sind anteilig X € Rente pro exakt definierter Person) und der Staat müßte löhnen. Und der Haushalt implodiert;)
Mal als Rechenbeispiel für 15 Monate Wehrdienst:
Heinz kriegt 1600 Taler Rente für 45 Anrechnungsjahre (540 Monate). Davon sind 15 Monate Anrechnungszeit Wehrdienst. Das wären im Jahr 530 €, die der Staat eben für die Wehrdienstzeit explizit der Rentenkasse für den Rentner Heinz zahlen müßte.
Ute kriegt 1600 € Rente und hat 3 Kinderjahre (sonst wie oben): 19200/540*36, die RV würde dann dem Staat exakt nur für Ute rund 1300 € an Rentenkostenerstattung im Jahr an die GRV überweisen.
Macht er aber nicht. Die Renten für Anrechnungsjahre, die keine Arbeitsjahre sind werden eben von den anderen Versicherten mitgelöhnt.

btw: man kriegt im Schnitt als alter weißer Mann in seiner Lebenszeit weit weniger Rente aus der RV wieder raus als man im Arbeitsleben unverzinst insgesamt eingezaht hat.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten