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mehr als 1000 Beiträge seit 14.02.2016

Brennpunkt Aleppo

Ausschnitte aus einem Post von TomGard, 17.10.2015
http://www.heise.de/forum/p-25367690/

YPG General Commander Hemo on Syrian Democratic Force, US Weapons & Amnesty Report:

"As far as the structure of the SFD concerned, we hope that YPG
spearhead that assault. ... we call upon everyone who believes in
democracy for Syria, who believes in Syrian nation, to join SDF for
the sake of democracy and to stand against and fight extremist forces
like ISIS and give a calm country back to Syrians ... We have
military plans, and these plans are confidential. ... Politicians
may speculate about where next we should go, but from military
perspective, we on the ground act according to chances we have. So
what we plan, we have revealed before, we will fight ISIS. Where the
attack and when to launch these attacks depend on the circumstances
on the ground…"

https://civiroglu.net/2015/10/15/ypg-general-commander-hemo-on-syrian-democratic-force-us-weapons-amnesty-report/

Die YPG's kämpfen für lokale und regionale Selbstverwaltung in einem
syrischen Staatsverband. Bei der aktuellen Gliederung der
Warlord-Gebiete wäre eine kurdisch-arabisch selbstverwaltete Region
völlig abhängig vom Barzani-Clan in Südkurdistan und dessen
Beziehungen in die Türkei und zum irakischen Süden, das ist nicht
gangbar. Aleppo ist die einzige Metropole in der Region. Wer dort
einen Stand hat, bekommt auf die eine oder andere Weise Verbindung
zum Mittelmeer und in die Golfregion. Erdogan will Aleppo haben, ISIS
will Aleppo haben, und selbstverständlich will der baathistische
Rumpfstaat, den Russland vorerst am Tropf hält, Aleppos wieder Herr
werden.

Letzteres ist mit Russland nicht zu haben. Der Kreml wird kein
vernichtendes Bombardement mit anschließendem Straßenkampf decken und
dulden, das noch einmal 10 Tausende Opfer und eine halbe Million
Flüchtlinge kosten müßte. Aber der Kommandant kann nicht
ausschließen, daß die SAA es versuchen wird, wenn sie mit russischer
Hilfe die Lage im Süden und Westen der Stadt wenigstens vorübergehend
bereinigt hat, gleichzeitig ISIS im Osten und Nordosten bedrängt oder
zurück gedrängt wird und Erdogans Hände gebunden bleiben.
Vor diesem Hintergrund sind Hemos Statements zum aktuellen Verhältnis
der YPG's zu den anderen Kriegsparteien logisch und verständlich und
sie fügen sich nahtlos zu den russischen Forderungen nach einem
raschen Beginn von Statusverhandlungen zwischen allen rationalen
einheimischen Kräften, unter Verzicht auf Versuche, die
Kräfteverhältnisse territorial neu aufzumischen, die von rationalen
Kräften in den USA und der EU mehr oder minder geteilt werden. Hemo:

"When it comes to interventions ... both global powers and regional
states like Turkey, Saudi, Qatar and Iran are responsible ... So in
response to this question I say, to stop the bloodshed and for the
advancement of democracy in Syria, all powers should share
responsibility."

Merkel, Hollande, Obama und die italienische Regierung sagen: "Keine
Lösung ohne Russland
", und Hemo ergänzt, was sich eh von selbst
versteht: "Keine Lösung ohne die USA" Allenfalls die kommende
US-Regierung - wenn überhaupt jemand - ist imstande, Saudi Arabien,
Qatar, der Türkei, Israel die Schranken zu weisen und im Zaum zu
halten. Der Kreml vermag das nicht mit ein paar Cruise Missiles.
So lang wird die Schlächterei also weiter gehen, und die YPG's müssen
zusehen, jeden Tropfen Blut zu sparen, der zu sparen geht, und
zugleich keine Gelegenheit verpassen, ISIS, Ahrar, Nusra und
hunderte Gruppen von Bandidos, Schergen und aus Freischärlern
zusammen gesetzte Söldnerbanden zu dezimieren bzw. dezimieren zu
helfen. Doch die andere Schranke ist durch eine Stärkung der SAA
markiert, die ihren Generälen erlaubte, auf Wiederherstellung der
militärischen Despotie in Aleppo und den nächstgelegenen
Satellitenstädten zu sinnen.

Für alle anderen Gruppen im Lande gilt sinngemäß das Gleiche. Auch
für Russland gilt es, denn eine wesentliche Störung im Gleichgewicht
des Auszehrungskrieges VOR der entscheidenden Phase des
US-Wahlkampfes birgt die Gefahr unkalkulierbarer Eskalationen durch
eine auswärtige Seite, die ihre Felle schwimmen sieht.

Ende des Zitates.
Es liegt völlig offen zutage, was die Türkei in den kommenden Wochen bis zur entscheidenden Phase des US-Wahlkampfes mit Rojava anstellen will:
Souveränität gegen die Kräfte der Selbstverwaltung auf dem Gebiet westlich des Euphrat bis nach Afrin wahren, notfalls auch unter niederschwelliger militärischer Konfrontation amerikanischer und französischer Special Forces - die deshalb überflüssig wird. Blockade Rojavas und Afrins - der vorgesehene Genozid in Afrin muß bis nächstes Jahr warten.

Doch es ist nicht klar - jedenfalls mir nicht - was die Türkei mit "Killary" im Rücken oder in "ihrem" Auftrag im Hinblick auf Aleppo plant.

Tatsache ist, daß tausende von Kämpfern der Ahrar al Sham und al Nusras zuzüglich anderer Operetten-Islamisten der Jaish al Fatah durch türkische Hoheitszeichen von "Killary" Gnaden vor Angriffen der russischen Luftwaffe und der SAA geschützt sind. Sie können jederzeit über al Bab auf Aleppo marschieren. Sollen sie? Werden sie? Faustpfand? Für was und gegen wen? Wo hockt der Hauptadressat? In Washington selbst, in Riad, Tel Aviv, Teheran, Brüssel oder tatsächlich (auch) in Damaskus?

Das sind die offenen Fragen!

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