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Avatar von OskarMaria

mehr als 1000 Beiträge seit 22.09.2000

Wie überleben russische Familien eigentlich den Krieg?

Seit acht Jahren beschäfigt sich Telepolis mit dem Splitter im Auge der Ukraine. Aber den Balken im Auge Russlands will man partout nicht sehen. Da will ich mal ganz vom Thema abschweifend etwas nachhelfen.

Zharkyn Igasanov war ein gläubiger Muslim aus einem kleinen Dorf in der westsibirischen Oblast Tjumen. Er hatte acht Kinder zu ernähren, ein kaputtes Haus und kein Geld- dafür jede Menge Schulden. Nun - für solch arme Schlucker hat der russische Staat wenig zu bieten als den dauerhaften Besuch des Gerichtsvollziehers.

In seiner Not hatte Zharkyn sich sogar scheiden lassen. So konnte seine Frau wenigstens das Kindergeld behalten, ohne dass das Geld weggepfändet wurde.

Der Krieg gegen die Ukraine war Zharkyns ganze Hoffnung. Wenn er als Freiwilliger sich für ein halbes Jahr verpflichten würde, dann wären seine Schulden zuerst mal gestundet. Denn von Kriegsteilnehmern dürfen diese nicht eingetrieben werden. Und von dem ausgelobten Gehalt hätte er alle seine Verbindlichkeiten am Ende tilgen können.

Ohne die Familie zu informieren zog Zharkyn heimlich in den Krieg - seine Frau war mit den Kids gerade im Krankenhaus. Er war das typische Kanonenfutter für die Front - Männer vom Land mit geringer Bildung, aber aus Not und Unwissen zu allem bereit. Nun Zharkyn schaffte es gerade mal drei Monate am Leben zu bleiben. Und es dauerte wieder drei Monate, bis es seine Leiche zurück nach Tjumen geschafft hat.

Seine Kinder haben jetzt zumindest etwas Geld auf dem Konto - wenn sie volljährig sind. Seine - geschiedene- Frau bekommt nichts und hat Probleme den Sarg zu bezahlen.

Und jetzt meine lieben Blogger von Telepolis denkt mal nach - wie all die Billiarden Rubel, die die russische Regierung im Krieg gegen die Ukraine versenkt, wie all dieses Geld sinnvoll in den Sozialbereich und in die Bildung investiert werden könnte. Damit Menschen in Not nicht ihre Rettung im Donner der Kanonen und im Rattern der Maschinengewehre suchen müssen. Das wäre doch mal einen Artikel wert.

Die Geschichte ist übrigens real, siehe https://72.ru/text/gorod/2023/02/24/72087161/

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.03.2023 23:28).

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