Prof. Dr. Klaus Moegling schrieb am 18.06.2023 18:53:
Nach dem Lesen des Artikels: Unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Zielen wäre es aus Ihrer eigenen Sicht lohnenswert und richtig, sich gegenwärtig in der Friedensbewegung zu engagieren?
die Voraussetzungen und Ziele für ein Engagement in einer Friedensbewegung haben sich meiner Meinung nach in den letzten 100 Jahren nicht verändert. Es würde eine Friedensbewegung voraussetzen, die nicht machtpolitisch instrumentalisiert ist.
Und das ist historisch bisher noch keiner Friedensbewegung gelungen. Weder den Friedensbewegungen vor und während des II. Weltkriegs, noch der Friedensbewegung der 80er und erst recht nicht in der aktuellen Situation des Ukraine Kriegs. In all diesen Beispielen haben sich Teile dieses politischen Konglomerats, das sich Friedensbewegung nennt, als Teil eines übergeordneten politischen Prozess begriffen, in dem sie Partei im konkreten Konflikt waren, und das Engagement für Frieden als Teil der Auseinandersetzung im konkreten Konflikt betrachteten.
Krasses Beispiel wäre da etwa das Engagement von US-Nazis und Antisemiten in den dortigen Friedensbewegungen gegen den Kriegseintritt der USA im II. Weltkrieg und gegen die Unterstützung des UK mit Waffen. Im Übrigen mit fast denselben Argumenten, die auch jetzt ein Teil der Friedensbewegung gegen Waffenlieferungen an die Ukraine anbringt.
Um das vielleicht einmal ein wenig konstruktiver zu machen. Eine Friedensbewegung kann in der heutigen Welt nur international sein, und sie müsste sich von den konkreten Konflikten abkoppeln, die ja durch ihre Existenz an sich schon das Versagen dieser Bewegung beweisen.
Sie sollte vielmehr für die Umsetzung von Konzepten für eine internationale Friedens- und Sicherheitsordnung eintreten, die einerseits die Gefahr bewaffneter Konflikte verringern, andererseits supranationale Sicherheitsarchitekturen bereithält, um entstandene gewalttätige Konflikte zu beenden.
Im Grunde also eine demokratische und handlungsfähige UN, die wenn man so will, das internationale Gewaltmonopol an sich zieht.
Das mag jetzt vielleicht auch ein wenig utopisch klingen, aber Frieden schaffen ohne Waffen und einseitige Abrüstung ist es erst recht, und hat sich darüber hinaus als wenig funktional erwiessen.