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  • cassiel

mehr als 1000 Beiträge seit 21.09.2001

Re: "Bottom-Up" Ansatz?

Levski schrieb am 08.06.2016 13:48:

Informatiker interessieren sich für Neurowissenschaften, weil sie hoffen in den Neuronennetzen so etwas wie "Bewusstsein" zu entdecken, das sie dann in Silikon "einbauen" können. (?) Wenn ich Dich richtig verstanden habe, plädierst Du in Sachen Neurowissenschaften für den umgekehrten Weg, nämlich für die Frage "wie sind Neuronennetze entstanden", als Folge "biologischer Nützlichkeit", also zur Existenzsicherung. Leuchtet mir ein, denn solche Reiz-Reaktions-Muster kann man schon bei Amöben beobachten.

Ja, so ähnlich. Wobei die Detektivarbeit immer noch ttop-down verläuft. Es ist eine Suche nach den biologischen Wurzeln bzw. die Frage lautet immer "Was ist die biologische Nützlichkeit von etwas?" Die Tatsache, dass etwas bis heute über Millionen und Milliarden von Jahren überlebt hat, macht es sehr wahrscheinlich, dass dahinter ein biologischer Sinn steckt. Wenn nicht dann wäre es ausgestorben. Es gibt sehr wenige biologische "Fehler" in der Evolution, denn normalerweise bedeutet ein Fehler das sofortige Sterben bzw. Aussterben. Ein solcher Fehler, der aber kompensiert wurde, ist der blinde Fleck im Auge. Da ist die Evolution einmal falsch abgebogen, ist nicht mehr rückgängig zu machen, aber das Gehirn rechnet diesen Fehler heraus. Oktopoden haben diesen Fehler nicht begangen. Es kann auch passieren, dass ein Vorteil irgendwann zum Nachteil wird.

Aber was folgt daraus, bzw. wohin führt dieser Weg? Regelkreise haben Ingenieure schon lange im Griff. Und eigentlich machen Computer so etwas auch, nur sehr komplex. Aber von "Bewusstsein" ist nicht die Rede. Könnte es sein, dass wir auf diesem Wege nie darauf stossen?

Ich denke wenn man Computer als isolierte "Wesen" betrachtet, dann mangelt es ihnen eben an dieser biologischen Nützlichkeit von "Bewusstsein", was ja auch mit der Geschichte eines "Wesens" (von Lebewesen kann man hier ja kaum sprechen) verbunden ist. Computer machen nur im Kontext mit den Menschen, die sie erfinden und benutzen, biologisch einen Sinn. Und wenn man bedenkt wie rapide die biologische (soziale) Bedeutung einzelner anderer Menschen für einen Menschen im Vergleich zu Partner, Familie, Peers, Verwandte usw. abnimmt, dann sind Computer, selbst wenn sie sowas wie einfache Intelligenz oder ein Bewußtsein hätten, doch biologisch wenig nützlich für einen Menschen, sprich mit einem Computer wird man nie eine soziale Beziehung haben (wollen).

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