Ich befasse mich sein ca. 1½ Jahren intensiv mit moderner Hirnforschung. Ich habe ein abgeschlossenes Studium im naturwissenschaftlichen Bereich. Hirnforschung war darin nie ein Thema. Meine Herangehensweise würde ich daher als eher laienhaft-autodidaktisch, bzw. von naturwissenschaftlicher Methodik geprägt ansehen. Das hat mich aber auch vor eine gewissen Betriebsblindheit bewahrt. Dass die Neurowissenschaftler vor lauter Bäumen/Neuronen den Wald/das Gehirn als Ganzes nicht sehen erscheint mir relativ wahrscheinlich. Die Neurowissenschaft ist gut darin Puzzleteile zu produzieren, tut sich aber schwer diese zu einem Gesamtbild zusammen zu setzen. Durcheinander sind die Puzzleteile verwirrend. Zusammengesetzt lässt sich das Motiv des Puzzles relativ leicht beschreiben, die Information des einzelnen Puzzleteils wird dazu stark komprimiert.
Eine wichtige Heuristik für die Hirnforschung erscheint mir die Frage: "Welchen biologischen Sinn macht etwas?" Dieser Anschluß an die Biologie als Naturwissenschaft erscheint mir sehr wichtig, so wie die Biologie auf der Chemie und die Chemie auf der Physik basiert.
Losgelöst von dem biologischen Hintergrund (phylogenetisch und ontogenetisch) ist das Einordnen von Erkenntnissen äußerst schwierig bzw. bleibt sinnfrei. Und wenn man sich den biologischen Sinn genauer ansieht, dann kommen dabei relativ einfache Maximen heraus wie z:B. den Schutz der Integrität (physisch, mental, sozial) eines Individuums, oder das man das tut was einem gut tut, also die Existenz als lebendes Individuum sichert.
Da spielt es dann keine Rolle mehr wieviele Milliarden Neuronen daran beteiligt sind, ob man ein Mensch, eine Spitzmaus oder eine Schnecke ist. Nur eben nicht Computer, denn Computer sind keine biologischen Individuen und erfüllen daher für sich genommen keinen biologischen Sinn. Die Methoden der Hirnfoschung können daran also nur scheitern, wenn dort die Frage nach dem biologischen Sinn so zentral ist.