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Präventivexekutionen...

SOHO schrieb am 12. Dezember 2003 10:40

> Es gibt bestimmte Regeln und Normen, die das Zusammenleben mehrerer
> Menschen regeln. Dass sich jeder einzelne an diese Regeln hält, ist
> Bestandteil einer funktionierenden Gesellschaft.
> Diese Regeln dienen letztlich auch dazu, den Fortbestand einer
> größeren Gruppe von Menschen zu gewährleisten.
> Einige von diesen Regeln sind so Grundlegend, dass sie nirgends
> niedergeschrieben sind.
...

Woher stammen diese sogenannten Regeln? Sind sie systemimmanent,
genetisch festgelegt, oder vom höchsten Wesen ex- und anscheinend
auch implizit in Steintafeln geritzt? Sind diese Regeln abhängig von
Region, Kultur, Hautfarbe, oder universell für alle Bewohner aller
Planeten mit einem IQ ab 37,5 bzw. der Befähigung, zumindest
einigermassen Abstrakte Inhalte (z.B. die Farbe eines gerade nicht
unmittelbar sichtbaren Gegenstandes) zu kommunizieren?

Immer dann, wenn man versucht, Zusammenhänge oder "Tatbestände" als
selbstevident zu betrachten, läuft man Gefahr, gewisse Aspekte unter
den Tisch fallen zu lassen.

Auf manche Fragen gibt es eben keine "einfache" Antwort, für viele
Probleme keine Lösung, die alle gleichermassen befriedigt. Damit muss
man leben lernen, oder man verpasst einen der wesentlichen Aspekte
des menschlichen Lebens: die Achtung und den Respekt vor dem
Andersartigen und Andersdenkenden. Vierliert man diesen Punkt aus den
Augen, läuft man Gefahr, dass die eigene Wahrnehmung der Umwelt zur
blossen Projektion verkommt.

Das ist überigens genau dass, was u.A. dazu führen kann, dass man
sich in seinen eigenen Phantasien, die aus der Unfähigkeit geboren
sind, mit tem täglichen Leben unzugehen, soweit verstrickt, dass man
letzlich z.B. einen anderen Menschen verspeist...

> Ich weiss nicht, ob es heute noch so etwas wie die Verbannung gibt,
> aber für mich wäre dies die gerechte Strafe. Dieser Mensch wird aus
> der Gesellschaft ausgeschlossen.

Lustiger Ansatz. Aber unnötig. Denn solche Menschen haben sich
bereits selbst aus der Gesellschat ausgeschlossen, bzw. sind bereits
unfähig, als Teil einer Gesesellschaft zu existieren. Mann muss also
vielmehr versuchen, diesen Menschen die Rückkehr in die Gesellschaft
zu ermöglichen, wenn auch nur, um der Gesellschaft die Angst vor
diesen Menschen zu nehemen.

> Er ist "vogelfrei" und jeder der ihn
> töten will, kann das tun, ohne bestraft zu werden.

Genau. Und als vogelfreier Mensch wird er dann irgendwo im Walde
heimlich hausen und sich von Beeren und Rinden nähren, bis ihn einer
umbringt.

Ich muss mich immer wieder wundern, wie tief ein selbstgerechtes und
gleichtzeitig völlig unreflektiertes Verständnis von Strafe als
Möglichkeit zur "positiven" Konditionierung von "Straftätern" und als
Abschreckung für Andere, bei manchen Menschen verwurzelt scheint.

Dieser recht seltsamen Auffassung folgend ist allerdings die
Forderung, unerwünschtes Verhalten mit Vogelfreiheit zu bestrafen,
recht widersinnig. Ein Vogelfreier müsste dann nähmlich freudig,
seinem verderbten Charakter folgend, rauben, vergewaltigen und
brandschatzen, den er ist ja bereits bestraft, und eine höhere
Strafe, als das eigene Leben verwirkt zu haben, gibt es ja in diesem
Falle nicht mehr. Im Klartext: Alles Käse.

Zusätzlich kann man nicht einfach die Unantastberkeit des Lebens mit
zweierlei Mass messen: Der eine darf den Anderen nicht essen, aber
wenn er's tut, dürfen ihn alle anderen umbringen. Als nächstes kommt
dann einer und fordert Präventivexekutionen...

Das hatten wir doch eigentlich alles schon mal. Nicht nur hier, und
nicht nur einmal.

M.









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