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  • dead president

761 Beiträge seit 19.09.2003

Menschen fressen hält gesund

"Berliner Zeitung, 11.04.2003, Ressort: Wissenschaft‘
Mutiertes Gen schützt vor Prionen

Kannibalismus machte Frühmenschen immun

nkn.
Frühgeschichtliche Menschen aßen offensichtlich regelmäßig
Menschenfleisch und entwickelten so einen genetischen Schutz vor
Prioneninfektionen. Dies folgern der Neurologe John Collinge vom
Londoner University College und seine Kollegen aus
Chromosomen-Untersuchungen, die sie an Volksstämmen aller Erdteile
vorgenommen haben. Im Fachmagazin Science berichten die Forscher,
dass sie in sämtlichen Stämmen mutierte Gene gefunden hätten, die
ihre Träger vermutlich vor Prioneninfektionen schützen. Die häufigste
Mutation sei etwa 500 000 Jahre alt. Bei dem Volk der Fore aus
Papua-Neuguinea trete diese Genveränderung besonders oft auf.

Prionen sind Eiweiße, die tödlich verlaufende Krankheiten wie
Creutzfeld-Jakob oder die nur im Fore-Volk verbreitete
"Lachkrankheit" Kuru hervorrufen. Beide Krankheiten werden durch den
Verzehr von verseuchtem Fleisch übertragen, Kuru nur durch
Kannibalismus. Die Frauen der Fore aßen noch bis in die fünfziger
Jahre hinein bei Begräbnisfesten ihre verstorbenen Verwandten.

Collinge und seine Kollegen untersuchten 30 Fore-Frauen, die an
solchen Ritualen teilgenommen hatten. 23 von ihnen besaßen ein
mutiertes Prionengen. Da die gleiche Genveränderung auch bei
europäischen und afrikanischen Volksstämmen vermehrt zu finden war,
folgern die Forscher, dass diese Stämme im Laufe der Evolution -
ähnlich wie die Fore - durch den Verzehr von infiziertem
Menschenfleisch Resistenzen gegen Prionenleiden entwickelten und
diese weitervererbten. (nkn.)

Science, Online-Ausgabe vom 10. April"
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